18. Tag - Mittwoch 03. September

Rif. Graffer 2261 m - Rif. Agostini 2410 m

Südliche B R E N T A

Kompass-Karte:    73 Gruppo di Brenta
Übergänge:   Bocca di Tuckett 2649 m, Forcoletta die Noghera 2413 m  
Hütten:   Rif. Tuckett 2271 m, Rif. Pedrotti 2491 m, Rif. Agostini 2410 m  
Täler:   Keine
Schwierigkeit:     Mittel, Kondition
Bemerkung:   Durchquerung der üblichen Brenta in einem Tag  
Losgegangen:   7.00 Uhr    Angekommen:   16.10 Uhr  
Gesamtzeit:   9 h 10 min    Gehzeit:   7 h
Aufstieg:   1050 m    Abstieg:   901 m
Tiefster Punkt:     2261 m  Höchster Punkt:    2649 m

Höhenprofil



Tagesbericht







Wenn jemand sagt er war in der Brenta dann war er meist in dem Teil, den wir heute an einem Tag der Länge nach von Norden nach Süden durchqueren werden. Auch ich war hier schon zwei Mal. Wenn man die Brenta durchstreifen will, sollte man mindestens 5 Tage veranschlagen und ein Klettersteig-Set dabei haben. Die Klettersteige wie, Bochette-Weg, SOSAT, Ideale und Benini haben fast alle von uns schon gemacht. Dafür haben wir diesmal aber keine Zeit. Wir durchschreiten die BRENTA auf einem relativ leichtem Weg. Trotzdem ist es nicht ganz ohne.

Gestern als ich auf der Agostini Hütte ( unserem heutigen Tagesziel ) reservierte, meinte der Hüttenwirt: "Das ist aber ganz schön weit." Das ist uns klar, aber wir nehmen ja den einfachsten Weg.

Zum Rif. Tuckett


Heute starten wir schon um 7.00 Uhr. Wir lassen das Schigebiet von Madonna di Campiglio schnell hinter uns. Das Wetter ist gut und wir wandern auf einem schönen Pfad Richtung Süden. Rechts von uns ist die Adamello-Presanello-Gruppe. Leider ist die Fernsicht nich ganz so gut. Dunst behindert die Sicht.
Schon um 8.30 Uhr erreichen wir ohne große Anstiege die Tuckett-Hütte 2649 m.
Hier herrscht noch Aufbruchstimmung, wir aber lassen uns nieder zu einem Frühschoppen.

Immer nur wandern-wandern-wandern, das kann nicht sein. Es muss doch mal Zeit für ein Bierchen sein. Die Sonne scheint und die Welt ist in Ordnung.




  Bocca di Tuckett

Um 9.00 Uhr sind wir mit dem Frühschoppen fertig. Wir schnüren unser Bündel und steuern den nächsten Übergang an. Der felsige Pfad zieht vorbei an geschliffenen Felsen nach oben in die Bocca. Man kann erahnen, dass hier mal ein Gletscher runtergeflossen ist. Das ist aber schon lange her. Sieht man heute rauf in die Bocca di Tuckett 2649 m sieht man nur noch einen kümmerlichen Rest vom Gletscher. (Bild rechts und unten links) Unterhalb des sichtbaren Schneefeldes ist nur noch Geröll. Als wir näher kommen können wir sehen, dass unter dem Geröll noch dickes Eis schlummert. Der Gletscher ist also noch nicht ganz weg. Er wehrt sich noch. Aber wie lange kann er das noch. Vor vier Jahren habe ich hier auch ein Bild gemacht. (Bild rechts unten, Anfang September) Der Unterschied ist deutlich zu sehen.

So müssen wir nur die letzten paar Höhenmeter im Firnfeld raufsteigen, um die Scharte um 10.00 Uhr zu erreichen. Nach rechts geht´s hier über den Bochette Centrale zur Pedrotti Hütte. Das haben wir vor vier Jahren gemacht. Heute wollen wir zwar auch da hin, wählen aber einen leichteren Weg. Der Orsi-Steig (Bärenweg) wird uns auch an unser Ziel führen.



Zum Rif. Pedrotti - Orsi Weg


So steigen wir auf der anderen Seite des Passos im Schotter ab. Auf etwa 2500 m geht´s nach rechts, unter hohen Felswänden vorbei, im Schotter weiter. Wir sind schon einige Zeit unterwegs als wir auf einen felsigen Aufschwung zusteuern. Wir hören, dass von oben Gegenverkehr kommt. Es ist eng an dieser Stelle. So warten wir und wollen den Gegenverkehr durchlassen. Ein ganzer Trupp kommt runter.

Wir wundern uns nicht schlecht. Denn einer davon hat um beide Schuhe Schnüre gebunden. Da müssen wir schon fragen was er für eine Sicherheitsstrategie verfolgt. "Das ist keine Strategie" sagt er. "Ohne die Schnüre verliere ich meine Sohlen." Tatsächlich, beide Sohlen sind lose und nur noch mit den Schnüren am Schuh befestigt.

Wir sind auf einer langen Reise. So hat jeder etwas eingepackt, das man vielleicht brauchen könnte. Ully hat ATOMKLEBER dabei. Dem Mann kann also geholfen werden. Wir befreien ihn also von seinen Stricken und kleben ihm mit Ully´s ATOMKLEBER die Sohlen wieder an die Schuhe. Die Schuhe lassen wir ihn dabei nicht ausziehen, so kann er sich gleich mit seinem Gewicht auf die frischen Klebestellen drauf stellen. Das gibt einen guten Anpressdruck. Es dauert keine viertel Stunde und beide Sohlen sind fest mit den Schuhen veklebt ( hoffentlich nicht mit den Füßen ). Der Mann bedankt sich und jeder zieht seines Weges.
Ich hoffe nur, er hat abends seine Schuhe wieder ausziehen können.


Jetzt müssen wir da rauf wo die runtergekommen sind. Danach kommen kurze, versicherte Stellen auf einem Band. Nichts gefährliches, hier braucht man keinen Gurt. Wenn man sich an den Drahtseilen festhält reicht das vollkommen.

Kurz vor der Hütte kommt noch ein Gegenanstieg. Durch eine Felsrinne geht´s zu unserer Mittagshütte rauf. Um 12.30 Uhr treffen wir auf der Rif. Pedrotti/Tosa 2491 m ein. Zum draußen sitzen ist es zu kalt. Nebel zieht umher. Drinnen ist Platz, wir machen erst mal Mittag.

Alle sind mit ihren Spagetti fertig, nur Ully isst noch. Als auch Ully fertig ist, bezahlen wir, wir fünf und Ully. Gleich drauf brechen wir um 14.00 Uhr wieder auf.

Zum Rif. Agostini


Wir müssen noch gut 2 Stunden bis zur Agostini Hütte rechnen. Auch hier benutzen wir nicht den Klettersteigübergang "Sentiero Brentari", sondern halten uns an den einfacheren "Sentiero Palmieri".

Das Wetter ist inzwischen nicht besser geworden. Es windet und beginnt leicht zu nieseln. Schon nach einer halben Stunde ziehen wir unsere Regenjacken über. Es wird doch nicht ein Regentag werden. Aber nein. Regentage sind selten. Es fängt nicht an zu regnen. Diesig und neblig bleibt es trotzdem. Auch auf unserem Weg stellt sich uns ein Pass entgegen. Die Forcoletta die Noghera 2423 m stellt sich als zugiges Eck heraus. Bei guter Sicht könnte man von hier schon die Agostini Hütte sehen. Die haben wir aber nicht. Wir suchen schnell das Weite und steigen Richtung Agostini ab. In nicht mal einer Stunde erreichen wir um 16.10 Uhr das Rif. Agostini auf 2410 m.

Nur auf diesem Weg ist es möglich die ganze Brenta so schnell zu durchqueren. Wir sind innerhalb von zwei Tagen von der nördlichsten Brenta-Hütte (Rif. Peller), zur südlichsten Brenta-Hütte (Silvio Agostini) gewandert. Das soll erst mal einer nachmachen. Und einen Frühschoppen haben wir dazwischen auch noch gemacht.

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