Zinalrothorn

Erstellt am: 13.08.2011
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Tourentyp:   Hochtour
Tourenlänge:   3 Tage
Schwierigkeit:     schwer
Karte:   Schweizer Landeskarte 2515, Zermatt Gornergrat
Region:   Walliser Alpen
Hütten:   Hotel du Trift 2337 m, Rothornhütte 3198 m
Gipfel:  Zinalrothorn 4221 m

Tourenplaner:   Tscharly und Adolf
Teilnehmer:  Tscharly und Adolf
Tourentermin:     10. bis 12. August 2011
Besonderheiten:  Besteigung mit einem alten Strick








Erster Tag: Anfahrt und Hüttenzustieg

Ich will noch mal versuchen das Zinalrothorn 4221 m zu besteigen. Mit Helmut, Birgit und Christa hab ich meinen ersten Versuch unternommen. Damals hab ich mich nicht getraut. Es lag zu viel Schnee.

Diesmal sollten die Verhältnisse besser sein. Wir warten schon seit Mitte Juli auf gute Bedingungen. Anfang August ist es so weit. Der Wetterbericht meldet anhaltend gutes Wetter. Von den potentiellen Tourenteilnehmern bleiben nur der Adolf und ich übrig. Wir haben 5 Tage Zeit und wollen es versuchen.

Um 4.00 Uhr hol ich den Adolf ab und wir fahren in die Schweiz. In Täsch parken wir unser Auto und lassen uns mit einem Kleinbus nach Zermatt 1600 m bringen, um 12.45 Uhr beginnen wir mit dem Hüttenzustieg.

Schon in Zermatt sind Fixseile verlegt (Bild links). Die Edelweißhütte 1961 m erreichen wir um 13.30 Uhr. Hier legen wir einen ersten Stopp ein und bestellen uns ein Bier. Uns trifft fast der Schlag als wir die Speisekarte lesen. Ein Bier kostet 8 Fränklie. Das entspricht beim derzeitigen Wechselkurs 1:1 genau 8 Euro. Da wird die Maß auf dem Oktoberfest zum Schnäppchen.

Trozdem haben wir von hier eine tolle Aussicht auf den Dom mit Täschhorn, den Gornergrat, die Dufourspitze, das Breithorn, mit Castor und Pollux im Monte Rosa. Lange können wir aber nicht bleiben, das können wir uns nicht leisten. Wir steigen also durch die schöne Triftschlucht weiter auf. Um etwa 15.00 Uhr erreichen wir das Hotel du Trift 2337 m, Wir lassen uns nieder.

Hier wollen wir übernachten. Morgen wollen wir zur Rothornhütte aufsteigen und den Einstieg erkunden. Übermorgen wollen wir den Gipfel machen. Das ist unser Plan.

Ich hab hier aber nicht reserviert. Der Wirt erklärt uns dass er schon voll ist und kein Lager mehr hat. Bei einen Bier (kostet hier nur 6 1/2 Fränkli) beschließen wir noch heute zur Rothornhütte aufzusteigen. Das sind noch mal 800 Höhenmeter. Als wir aufbrechen hätte er doch noch ein Lager für uns. Es hat kurzfristig jemand abgesagt. Trotzdem steigen wir weiter auf und erreichen gegen 18.30 Uhr die Rothornhütte auf 3198 m.

Hier kriegen wir ein Lager. Abendessen bekommen wir um 19.30 Uhr mit der zweiten Schicht. Die Hütte ist ziemlich voll. Dadurch ist der nicht heizbare Gastraum auch nicht ganz so kalt. Trotzdem, die Rothornhütte bleibt eine kalt Burg. Unsere Erkundungstour entfällt durch den ungeplanten Aufstieg zur Rothornhütte. Morgen wollen wir zum Gipfel. Das ist zwar keine optimale Akklimatisation. Es wird schon gehen.






Zweiter Tag: Zinalrothorn

Um 4.00 Uhr gibt´s Frühstück. Um 4.45 Uhr brechen wir auf.

Wir sind im hinteren Mittelfeld der Seilschaften. Fast alle wollen aufs Zinalrothorn. Zum Obergabelhorn will heute anscheinend keiner. Mit Stirnlampen streben wir dem Rothorngletscher entgegen. Hier legen wir die Steigeisen an und steigen hinauf, immer etwa parallel zur Felswand. Auf etwa 3500 m suchen wir links den Übergang vom Gletscher in die Felswand. Beim Abstieg erkennen wir dass wir etwas zu weit rechts eingestiegen sind. Aber nach den Trittspuren zu urteilen haben das heute mehr gemacht. Das ist aber weiter kein Problem.




Oben halten wir uns links. Wir queren im unangenehmen Geröll bis wir das erste Schneefeld erreichen. Weiter links aufsteigend traversieren wir dieses bis zum nächsten Felsriegel. Den durchklettern wir immer noch links haltend. Danach wenden wir uns nach rechts und steigen durch Steinblöcke bis zum nächsten Schneefeld auf. Das wird wieder nach links traversiert bis man auf etwa 3780 m ankommt. Von hier steigen wir über eine Firnflanke zum Schneegrat auf. Hier sind wir auf etwa 3800 m und der steile Gipfel mit Gabel und Coloir wird sichtbar. Mir wird ganz mulmig. Doch der Adolf ist dabei und ich geh mit ihm weiter. Der Schneegrat verschmälert sich an einer etwa 50 m langen Stelle und führt zum Anfang der Felsen, auf eine breite Schneekuppe 3912 m. Die erreichen wir um 8.00 Uhr. Hier trinken wir noch mal was und seilen an. Danach sind es nur noch wenige Meter zum Felsteil.




Die steilabfallende schneedurchsetzte Flanke führt zum Couloir. Die Seilschaft vor uns überklettert den ersten Felsgrat. Das ist aber nicht nötig. Der Adolf geht unten durch. Wir erreichen weiter querend das Couloir. Links davon klettern wir im IIIer Gelände nach oben. Wir finden immer wieder Haken für Zwischensicherungen. Im Couloir aufzusteigen ist wirklich nicht ratsam. Mehrmals prasselt gewaltiger Steinschlag nach unten. Deshalb sollte man auch unten bei der Querung der Rinne nicht zu lange trödeln.

Am Ende der Rinne erreichen wir um 9.45 Uhr die Gabel. Durch die Lücke klettert der Adolf steil über feste Felsen über den obersten Südwestgrat voran.

Danach kommen wir zur Binerplatte( eine der Schlüsselstellen ) die mit drei Bohrhaken abgesichert ist. Der Adolf steigt weiter vor. Er begutachtet die Lage und wir legen vor der Binerplatte wieder Steigeisen an. Der Adolf sagt das wäre besser. Adolf quetscht sich durch einen Felsspalt und steigt in die Platte ein. Am letzten Bohrhacken macht er Stand und ich klettere hinterher. Gleich nach dem engen Spalt vor der Platte ist ein sehr abschüssiges steiles ausgesetztes Firnstück. Deshalb die Steigeisen.






Nach der Platte geht es über einen kurzen steilen Schneeteil wieder zu plattigen firndurchsetzten Felsen hoch. Hier stecken Eisenstift an denen man sichern kann. Adolf hat den Vorgipfel erreicht. Danach kommt nur noch ein kurzer waagrechter Schneegrat. Der Hauptgipfel ist nicht mehr weit. Ein Gratturm, die Kanzel, steht dazwischen. Über einen letzten Block geht´s zum Gipfelfelsen.

Aber unser Seil lässt sich fast nicht mehr händeln. Adolf muss ziehen und ich muss schieben damit das Seil durch den Karabiner läuft. Ich sag zum Adolf, "lassen wir es hier gut sein. Der Gipfel gilt".

Jetzt tuts mir fast leid, dass wir die letzten paar Meter nicht rübergekletter sind.


Trotzdem der Gipfel gilt. Um 10.45 Uhr am 11.08.2011 waren wir auf dem Zinalrothorn.
Der Adolf und ich.
Ohne den Adolf hätte ich mich wahrscheinlich wieder nicht getraut.




Wir bleiben nicht lange. Über die Eisenstifte seilen wir ab. Das ist nicht so einfach. Hinter uns kommen noch einige Seilschaften. Am letzten Eisenstift seile ich ab und traversiere so die Binerplatte. So müssen wir nicht zurückklettern.

Der Adolf verliert seinen Abseilachter. Einer netten Dame schwatzt er ihren Achter ab und kommt nach. Auch die Abseilerei braucht ihre Zeit. Ab der Gabel wird es besser. Der Gegenverkehr hat ein Ende. Um etwa 13.30 ereichen wir wieder die Schneekuppe auf 3912 m. Hier machen wir erst mal Pause. Danach geht´s wieder über die 50 m Firnschneide über den Schneegrat weiter nach unten. Beim Abstieg erwischen wir diesmal den richtigen Übergang von den Felsen auf den Rothorngletscher. Das ist ein ziemlich steiler Kamin. Oben liegt ein großer Felsblock mit Bandschlingen und Abseilring. Wir klettern also nicht ab sondern benutzen das Seil. Es reicht genau bis zum Gletscher. Ein letztes Mal ziehen wir den alten Strick ab. Auch das abseilen an so einem Strick ist keine Freude. Dieser Strick hat heute seinen letzten Berg gesehen. Wir erreichen um etwa 15.30 Uhr die Rothornhütte. Adolf gibt seinen Abseilachter zurück und spendiert der Dame ein Glas Wein.

In dieser kalten Burg wollen wir nicht noch mal übernachten. Ich telefonier mit der Trifthütte und reserviere uns ein Zimmer. Das klappt diesmal auch. Nach einer angemessenen Pause rauschen wir die lange Moräne runter zum Hotel du Trift 2337 m. Um etwa 18.00 Uhr ist Feierabend. Ein langer Tag und ein langer Abstieg.




Abends leisten wir uns eine Flasche Rotwein. Das haben wir uns verdient. Wir wissen nicht recht was wir morgen machen sollen. Wir haben unser Ziel schneller erreicht als geplant. Auf noch einen großen Berg haben wir keine Lust. Außerdem haben wir zu wenig Informationen. Wir planen morgen nach Hause zu fahren. Vielleicht fahren wir noch ins Allgäu und machen den Daumenklettersteig.

Am Anstieg zum Furkapass hängt sich das Schaltgestänge von meinem Auto aus. Ich lasse das Auto sofort an den Straßenrand rollen. Ich kann keinen Gang mehr einlegen. Da ich das Problem schon mal hatte, weiß ich in etwa was zu tun ist. Ich bau den Lutfilter raus, so kommen wir von oben an das Problem ran. Ich erkläre dem Adolf die Sachlage. Der Adolf ist gelernter Automechaniker. Gemeinsam kriegen wir das Ding wieder hin und können unsere Heimreise fortsetzen.

Letztendlich fahren wir nicht ins Allgäu sondern doch nach Hause. So kommt es das wir nur drei Tage weg waren. Unsere Frauen staunen nicht schlecht als wir so schnell wieder auftauchen. Wir sind halt von der schnellen Truppe.