Kleiner Watzmann "Wilde Wege"

Erstellt am: 07.12.2016
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Tourentyp:   Steige und ein bisschen kraxeln
Tourenlänge:   3 Tage
Schwierigkeit:     Orientierung beim Abstieg
Karte:   Kompass-Karte 14 Berchtesgadener Alpen
Führer:   Wilde Wege - Rother Wanderbuch von Mark Zahel
Hütten:   Wasseralm 1416 m, Kührointhütte 1420 m
Gipfel:   Halsköpfl 1718 m, Kleiner Watzmann 2307 m

Tourenplaner:   Tscharly
Teilnehmer:   Gerti, Christa, Birgit, Giri, Adolf, Rosi, Peter, und 2 Niederbayern
Tourentermin:     06. bis 08. August 2016
Besonderheiten:   Wieder ein "Wilder Weg"
Ausgeschriebene Tour:   DAV - Sektion Sulzbach-Rosenberg


Tourenbericht

Die Watzmannüberschreitung haben wir 2002 gemacht. Eine tolle Tour, zugegeben, aber die macht jeder, ob er dafür das Zeug hat oder nicht - stimmt doch. Wir wollen diesmal den Kleinen Watzmann (Watzmannfrau) überschreiten. Das machen schon bedeutend weniger. Technisch und von der Wegfindung etwas schwieriger als der Watzmanngrat. Die Idee hab ich wieder aus aus dem Rother Wanderbuch von Mark Zahel. Wir haben 3 Tage Zeit, so können wir vorher noch auf der Wasseralm vorbeischauen, da war ich auch schon länger nicht mehr.



Aufstieg zur Wasseralm über Sagerecksteig

Wir treffen uns auf dem Parkplatz der Jennerseilbahn. Nachdem wir startklar sind, gehen wir zur Schiffsanlegestelle des Königsees. Um 10.00 Uhr legen wir ab und fahren bis zur Anlegestelle Salet, schon um 11.00 Uhr sitzen wir in der Hütte bei der Anlegestelle. Wir machen erst mal Mittag.

Erst um 12.20 Uhr beginnen wir mit unserer Tour. Am südlichen Ufer des Königsees laufen wir zuerst rüber zur Saletalm. An der vorbei suchen wir den Einstieg zum Sagerecksteig. Als der gefunden ist brauchen wir nur noch dem ausgetretenen Pfad folgen, der ist auch markiert. Es geht zügig nach oben durch Sträucher und Wald im steilen Gelände.

Auf etwa 1450 m treffen wir auf den Verbindungsweg 416 (Wasseralm - Kärlingerhaus), wir wandern links Richtung Wasseralm weiter. Um etwa 15.30 Uhr kommen wir zum schönen Schwarzsee 1570 m, an dem wir zum Teil auf Baumstämmen vorbeiseiltänzen. Eine halbe Stunde später sind wir auf auf dem Halsköpfl 1718 m.




Von hier kann man zum Röthbachfall rüberschauen, der höchste Wasserfall Deutschlands. Oberhalb zurückversetzt ist die Wasseralm. Sieht nicht mehr weit aus, aber das täuscht. Eigentlich liegt die Wasseralm ja tiefer als unser Gipfel, aber es sind noch einige kleinere Gegenanstiege zu überwinden, auch einiges an Strecke ist zu gehen. Erst kurz vor 18.00 Uhr erreichen wir die Wasseralm 1416 m in der Röth. Ein schöner Zustieg, der Sagerecksteig.

Das Hauptgebäude steht noch da wie vor 20 Jahren. Innen ist es aber umgebaut und mit neuen, sehr engen Lagern ausgestattet. Das alte Nebengebäude (war ein Schupfen oder Stall) musste einem Neuen weichen, in dem jetzt die Küche und ein Gastraum ist. Taleinwärts etwas erhöht steht ein neues Gebäude in dem die Sanitärräume untergebracht sind. Lager hatte ich reserviert und zum Essen finden wir einen Platz in der Hütte. Es gibt Einheitsessen, Gemüseeintopf, das passt schon.



Wasseralm über Röthsteig - St. Bartholomä - Rinnkendlsteig zur Kührointhütte

Anderntags sind wir früh dran, schon um 8.00 Uhr brechen wir auf. Wir müssen wieder runter zum Königsee. Für den Abstieg wollen wir den Röthsteig nehmen. Anfangs führt er durch richtigen Urwald, mit großen Farnen, ziemlich feucht nach unten. Dann kommen nasse unangenehme Holzstufen, hier heißt es aufpassen, sonst ist der Hosenboden voller Dreck.

Weiter unten steigen wir in die felsige Röthwand neben dem Röthfall ab. Zum Teil sind die etwa 500 Hm Abstieg mit Drahtseilen versichert.


Obersee mit Königsee - da müssen wir runter







Nach der Wand landen wir auf Almgelände, von hier haben wir noch fast 1/2 Stunde zur Fischunkenalm. Zurückblickend sehen wir die Röthwand, mit dem höchsten Wasserfall Deutschlands, neben dem wir abgestiegen sind.



Gegen 9.30 Uhr machen wir Frühschoppen auf der Fischunkenalm 620 m, der frühe Aufbruch hatte seinen Grund. Wir wollen auch Zeit für etwas Gemütlichkeit. Heute ist das Wetter auch besser, fast schon sonnig. Doch auch hier müssen wir bald weiter, wir haben einen Termin mit Birgit. Also wandern wir am Obersee entlang vor zur Anlegestelle Salet. Wir haben Glück und können fast sofort abfahren.

Um 11.30 Uhr sind wir in St. Bartholomä, Birgit ist schon da und hat auch schon einen Platz im Biergarten. Jetzt machen wir erst mal Mittag, hier soll´s ja tolle Fische aus dem Königsee geben. Gibt es, das weiß ich von früher.

St. Bartholomä - im Hintergrund die Archenwand



Blick in die Watzmannostwand



Kurz nach 13.00 Uhr ziehen wir weiter am See entlang zum Einstieg des Rinnkendlsteigs. Über den wollen wir heute aufsteigen. Geht heute prima, es ist nicht nass und auch nicht zu heiss. So lässt es sich gut an und wir kraxeln den Steig rauf. Auch hier sind vereinzelt Drahtseile angebracht.

Oben angekommen machen wir zuerst noch einen Abstecher zur Archenkanzel über der Archenwand. Hier hat man einen guten Blick über den Königsee und runter auf St. Bartholomä.

Danach ist es nicht mehr weit zur Kührointhütte 1420 m, wo wir um kurz nach 15.00 Uhr ankommen. So können wir noch auf der sonnigen Terrasse den Nachmittag genießen.


Aussicht von der Archenkanzel zum Königsee mit St. Bartholomä



Kührointhütte mit Alm und Kapelle 1420 m



Kleiner Watzmann - Überschreitung

Auch heute sitzen wir kurz nach 7.00 Uhr beim Frühstück. Beim "Semmelnachholen" spricht uns ein etwas älterer Herr an und fragt was wir denn heute so geplant haben. Wir erzählen dass wir auf den Kleinen Watzmann wollen. Er will sich mit seiner Frau anschließen, wir haben nichts dagegen. Um 8.00 Uhr stehen wir draussen vor der Hütte und sind abmarschbereit.
Gerti und Rosi gehen nicht mit, sie wollen über den Falzsteig rauf zum Watzmannhaus und dann wieder absteigen zur Kühroint.
So sind wir mit unseren 2 Niederbayerischen Neuzugängen zu Acht die zur Watzfrau wollen.

Hinter dem südlichsten Almgebäude geht es vorbei an einer Wetterstation, die Wiese in einer Waldschneise gerade hinauf. Hier finden wir problemlos den unmarkierter Pfad, der in den Wald rein führt. Der Pfad ist gut ausgetreten und führt den Waldrücken steil bis zur Latschengrenze rauf. In schrofigem Gelände erreichen wir die westseitige Abbruchskante der Watzmannfrau. Links an der Kante weiter aufsteigend kommen wir zur Schlüsselstelle des Normalweges, dem Gendarm.

Viele überklettern den schmalen sperrenden Felsen an der weniger ausgesetzten linken Seite, habe ich gelesen. Besser soll es aber rechts gehen. Ist zwar ausgesetzt, aber die Griffe sollen besser sein. Wir versuchen es also rechts. Das geht auch prima. Wenn man um die Kante schaut sieht man auch schon ein kurzes Stück Seil runterhängen, da sind wir richtig. Die drei Meter (II) sind wir im Nu raufgeklettert. Die Schlüsselstelle ist genommen.

Nach wenigen Metern Schrofengelände wird eine lange Blockrinne (I) angestiegen. Das Gelände ist jetzt wieder leichter, es wechseln nun Blockrinnen, Geröllwiesen, mit steilerem Schrofengelände und leichte Felsbänder einander ab, durchwegs Gelände im unteren ersten Schwierigkeitsgrad und Gehgelände. Nur noch ein zwei Stellen wo wir kraxeln (I+) müssen.


Kleiner Watzmann vom Watzmannhaus gesehen







Das letzte Stück zum Gipfel wird über eine schräge, griffarme Platte die von Rissen durchzogen ist bestiegen. Wir halten uns an die Risse. Ganz zum Schluss müssen wir noch einen Block raufkraxeln und wir sind auf dem Kleinen Watzmann (Watzfrau) 2307 m angekommen. Es ist 10.45 Uhr, also haben wir gute 2 1/2 Stunden gebraucht. Das Wetter ist gut und wir können die Aussicht genießen.

Kleiner Watzmann - ( mit) Watzmannfrau 2307 m





Gegen 11.30 Uhr beginnen wir mit dem Abstieg über den Ostgrat. Wenige Meter werden südwärts in die Scharte zum Nebengipfel abgestiegen. Dann gleich links in eine breite Schrofen- und Schuttrinne absteigen, links der Gratschneide, der Steig ist kaum zu erkennen.
Hier ist ein bisschen Orientierungssinn für den besten Weg gefragt. Adolf findet ganz gut runter.

So wandern und kraxeln wir meist in Gehgelände, aber auch in kurzen Schrofenrinnen und Felsbänder, runter. Nach der letzten Felsstufe (I) wird über ein Geröllfeld, in dem deutliche Trittspuren sind, Richtung Fensterl gequert. Von hier sieht das Fensterl und der darauffolgende Anstieg recht luftig aus.

Auch zum Fensterl rüber geht´s auf einem schmalen Weglein in einem steilen Grashang. Bei Nässe eher mit Vorsicht zu genießen, heute gehts aber ganz gut. Im Fensterl haben wir rechts schöne Tiefblicke runter zum Königsee. Das Fensterl selber muss man auf einer ausgesetzten, waagrechten Gratschneide durchschreiten.Es ist aber nicht weit. Hier wechselt man die Hangseite nach rechts und wir stehen vor der plattigen steilen Graswand, die man schon vorher gesehen hat. Die Wand ist aber gar nicht so glatt wie sie von weitem ausgesehen hat, ein breiter gut gehbarer Pfad zieht nach oben. Hier hat man die Schlüsselstelle im Abstieg geschafft.


Vor dem Fensterl



Zum dahinter stehende Gratturm wird noch etwas angestiegen, dann an der Gratnordseite im Latschengelände auf den nächsten Gratzacken hinabgewandert. Am Fuß der Nordwände der Graterhebungen wird teils in Rinnen abgestiegen, bis sich eine Stelle zum raufklettern eignet. Hier noch mal zur Gratschneide raufklettern (I). Der letzte Gratzacken wird südseitig umgangen, und dann wieder etwas abgestiegen. Der Mooslahnerkopf wird an seiner Nordwand durch eine Scharte mit großem Klemmblock gequert.



Wir verpassen hier rechts den Aufstieg zum Mooslanerkopf und unterschreiten ihn. Wir kommen auch nicht auf den Normalweg der vom Mooslanerkopf runterführt. Ein Bergläufer überholt uns und verschwindet nach links unten in den Wald. Da steigen wir auch runter, das war falsch. Wüst durch den Bergwald suchen wir runter. Nach etwa 1/2 Stunde finden wir auf den Abstiegsweg raus, jetzt ist es nicht mehr weit.



Um 14.15 Uhr sind wir wieder auf der Kührointhütte. Wir haben also für den Abstieg länger gebraucht als für den Aufstieg. Auch Gerti und Rosi sind schon vom Watzmannhaus zurück. Wir machen noch Brotzeit und steigen um 15.30 Uhr auf dem Weg 443 vorbei an der Rodelbahn zum Königsee ab.