Weißkugel von der Oberetteshütte
Erstellt am: 05.08.2009
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Kurzbeschreibung
Tourentyp: | Hochtour |
Tourenlänge: | 3 Tage |
Schwierigkeit: | Mittel |
Karte: | AV-Karte 30/2; 1:25.000 |
Region: | Ötztaler Alpen |
Hütten: | Oberetteshütte 2677 m m |
Gipfel: | Weißkugel (Palla Bianca) 3739 m |
Tourenplaner: | Tscharly |
Teilnehmer: | Annegret, Gerti, Franz, Fritz |
Tourentermin: | 25. bis 27. Juli 2009 |
Besonderheiten: | Bestes Wetter, sehr gute Verhältnisse, der "Alte Weg (Höllerscharte)" geht |
Tourenbericht
1. Tag: Zustieg zur Oberetteshütte
Wir wollen mal wieder auf einen Dreitausender. Auch Gerti will mit. Sie hat noch wenig Gletschererfahrung
und macht deshalb in unserem Garten einen Spaltenbergungskurs. Die Weißkugel ist schließlich der zweithöchste
Berg in den Ötztaler Alpen.
Sie wird von der Weißkugelhütte, Hochjoch Hospiz Hütte, Schöne Aussicht Hütte (Bella Vista) und von der
Oberetteshütte aus bestiegen. Wir haben die Oberetteshütte gewählt. Das ist der kürzeste Zustieg und auch der
interessanteste. Der Gletscherhatsch ist nicht so lang wie bei den anderen Zustiegen. Der Zustieg von der
Schönen Aussicht, denke ich, ist auch noch sehr abwechslungsreich.
Aus dem Internet hab ich rausgelesen dass der alte Weg über die Höllerscharte nicht mehr begangen wird.
Ein neuer Weg soll eingerichtet sein. So planen wir auch die Tour.
Wir sind diesmal zu fünft. Fahren will der Franz mit seinem BMW. Wir willigen ein. Es ist zwar eng, aber
das Auto braucht keinen Sprit. So fallen keine Zusatzkosten an. Dafür sind wir immer zu haben. Wir kommen
auch alle ohne größere Schäden am Glieshof auf 1810 m im Matschertal an. Durch die vielen Fotostops
wegen Franz und Fritz dauert die Anfahrt etwas länger als geplant. Macht nix, wir haben heute genügend Zeit.
Vorbei am Glieshof 1810 m steigen wir auf einem Steig in etwa 2 1/2 Stunden
zur Oberetteshütte (2677 m) auf. Wir waren lange unterwegs. Zuerst müssen wir eine Kleinigkeit essen.
Der Hüttenwirt erzählt Gerti dass der Weg über die Höllerscharte wieder möglich ist. Der ist natürlich
kürzer als der geplante Ersatzweg aus dem Internet. Wir beschließen also über die Höllerscharte zu gehen.
So bietet es sich an, heute nachmittag ein Stück des ursprünglich geplanten Weges aus dem Internet zu gehen.
Exkursion auf 3000 m - zum Weißkugelblick
Nach der erwähnten Stärkung brechen wir auf und folgen dem Weg Richtung Klamm. Nach einer Brücke rechts folgen wir dem
neuen "Weg 5b" bis auf etwa 3000 m Höhe. Hier ist ein kleiner See. Der wird links umgangen. Von hier hat man
einen guten Blick auf die Weißkugel. Es ist inzwischen schon 17.00 Uhr. Ich will mit Gerti umkehren, um 18.30 Uhr
gibts Abendessen, da wollen wir dabei sein. Annegret und Franz sind jetzt auch da. Die wollen
auch noch zum "Weißkugelblick". Wir machen ein paar Bilder. Ich trete mit Gerti, wieder vorbei am Seelein,
den Rückweg an. Annegret und Franz haben noch ein Stückchen zu gehen.
Heimwärts sind (vom Sattel nach dem See) auch das Dreigestirn Ortler, Zebru und Königsspitze gut zu sehen. Heute leider mit einigen
Wolken. Bei unserem Abstieg treffen wir noch den Fritz, der ist auch auf dem Rückweg. Ich
warte noch bis ich den Franz mit der Annegret zurückkommen sehe. Dann steig ich zur Hütte ab. Wir sind alle
pünktlich zum Abendessen auf der Oberetteshütte.
2. Tag: Weißkugel über die Höllerscharte
Gestern Abend hab ich den Hüttenwirt noch mal wegen dem Zustieg gefragt. Der sagt mir:
"Seit diesem
Jahr wird die Höllerscharte wieder begangen. Ich habe den Weg an die Felsen verlegt. Markiert
ist der Durchstieg durch die Scharte nicht. Aber Trittspuren weisen den Weg. Frühstück gibts ab 4.30 Uhr,
losgegangen wird gegen 5.00 Uhr."
Danach wollen wir uns richten. Pünktlich stehen wir auf. Trotzdem starten wir erst um 5.15 Uhr als letzte Mannschaft
von der Hütte. Die anderen Seilschaften sind meiner Meinung nach alle von einem Bergführer geführt. Eine Truppe
ist plötzlich wieder hinter uns. Der Führer wollte anscheinend den Weg aus dem Internet gehen. Nachdem er gesehen hat
das alle über die Höllerscharte gehen, hat er sich noch umentschieden.
Der Aufstieg führt zuerst Richtung Oberettes Joch hoch zu einem kleinen See mit Steinmann. Links am See vorbei
dem Gletscher entgegen. Das Oberettes Joch bleibt jetzt rechts und wir steuern auf die Felswand zu. Im flachen Gletscher
legen wir die Steigeisen an. Der Bergführer vor uns nimmt seine Manschaft zwar ans Seil, Steigeisen lässt er
sie aber nicht anlegen. Wir verzichten auf das Seil (keine Spaltengefahr). Weiter Richtung Felsen links haltend
gehts einer Rinne direkt an den Felsen entgegen. Das letzte Firnstück vor der Rinne steilt ganz schön
auf (45 Grad). Ich bin froh die Steigeisen dran zu haben, man steht einfach sicherer. Der Führer vor uns muss seine Mannschaft
am Seil raufziehen. Klar ohne Steigeisen.
Aus der Steinrinne hängt zu meiner Verwunderung ein Fixseil runter.
Man braucht es nicht wirklich, aber wohler ist uns schon. Oben als ich aus der Rinne aussteige staune ich nicht schlecht.
Der Hüttenwirt steht vor mir. Anscheinend hat er uns alle überholt und das Fixsseil angebracht. Als der letzte unseres Trupps
oben ist baut er das Seil ab und geht wieder heim. Das ist schon ain außergewöhnlicher Service.
Nach der Rinne wird es wieder flacher und der Weiterweg in die Höllerscharte 3280 m stellt keine besonderen
Anforderungen mehr. Hier kommen wir in die Sonne und machen eine kleine Pause. Der Fritz jammert was von seinem Kopf.
Der Weiterweg und das steile Matscher Wandl sind gut zu erkennen.
Wir machen uns auf den Weiterweg. Zuerst weiter auf dem leichten Grat Richtung Osten, dann nördlich durch Schutt
runter auf den Gletscher. (Bild links) Beim Übergang vom Schutt in den Firn ist etwas Vorsicht geboten. Als wir
einen guten Stand im Gletscher haben seilen wir an.
Der Fritz ist nicht mit abgestiegen, wegen seinem Kopf hat er zur Annegret gesagt. Er will alleine zur Hütte zurück.
Normal würde ich das keinen machen lassen. Der Fritz ist aber ein eigenständiger Bergsteiger und hat mehr Erfahrung
im Fels als ich. Also lassen wir ihn alleine ziehen.
Nach dem Anseilen und diversen Steigeisenproblemen
vom Franz queren wir den Gletscher leicht absteigend Richtung Innere Quellspitzen. Unter diesen gehts jetzt wieder
ansteigend auf einem Rücken rauf zum Hintereisjoch 3470 m. Hier kommt von rechts der Zustiegsweg von den
anderen Hütten rauf. Hier sind wir wieder in der Sonne und gönnen uns noch mal eine Pause. Eine Kleinigkeit essen
und trinken muss auch mal sein.
Nach der Pause wirds noch mal anstrengend. Das Matscher Wandel müssen wir noch überwinden. Manche Seilschaften
gehen einen Zick-Zack-Kurs. Ich bevorzuge die Diretissima. Alle kommen wir zum Ziel. Die Verhältnisse sind gut.
Die Tritte halten und kein Blankeis, so kann man diese Flanke gut bewältigen. Oben wird es wieder flacher.
Man hat von hier einen tollen Blick zurück zur Höllerscharte und den zurückgelegten
Zustiegsweg.
Auf einem breiten Schneerücken geht es dem Gipfel entgegen. Es ist jetzt nicht mehr weit. Erst jetzt bekommen wir
den felsigen Gipfelaufbau zu sehen. Der sieht ausgesetzter aus als ich gedacht habe. Auf dem schmalen Grat ist ein
Betrieb wie auf dem Matterhorn. Einige überklettern den Grat am Seil andere gehen seilfrei. Auch Gegenverkehr ist
genügend unterwegs.
Bevor man den Felsgrat erreicht, muss man noch einen etwas schmalen Firngrat überwinden. Nach links
(kann überwächtet sein) fallen die Felsen fast senkrecht ab. Rechts gehts die steile Ostflanke runter. Ein Ausrutscher
ist nicht anzuraten. Doch der Firngrat ist nur kurz und wir erreichen sicher die Felsen. Hier legen wir Pickel und
Steigeisen in den Felsen ab. Wir gehen angeseilt weiter. Eine luftige Kraxelei mit viel Gegenverkehr. Aber auch der
Felsgrat ist nicht lang.
Bei bestem Wetter erreichen wir nach 5 Stunden um 10.15 Uhr den Gipfel der Weißkugel 3739 m.
Der Ausblick ist grandios. Die nahen Ötztaler Alpen im Norden, der Similaun und der Grenzkamm entlang des Vinschgaus
im Osten. Noch weiter rechts die Dolomiten, südlich Königsspitze, Zebru und Ortler. Im Westen die Bernina.
Trotz des großen Andrangs sind wir jetzt alleine auf dem Gipfel. Für Gerti und Franz der höchste 3000er.
Bilder vom Grat und vom Gipfel.
Der Rückweg
Wir klettern trotzdem bald zurück, es ist ziemlich windig. Der Rückweg kommt uns einfacher vor. Wir haben uns an die
Kraxelei gewöhnt. Wir legen die Steigeisen wieder an und erreichen alle ohne Probleme wieder den breiten Rücken.
Erst hier gibts den verdienten Gipfelschnaps. Danch treten wir ohne Eile den Rückweg an.
Das Wandl ist auch im Abstieg kein Problem bei diesen Verhältnissen. Zur Höllerscharte haben wir einen Gegenanstieg
von etwa 150 Hm zu überwinden. In der Scharte machen wir noch eine gemütliche und sonnige Pause. Jetzt haben wir
alle Zeit der Welt. Am Himmel ist keine Wolke zu sehen. So ein Wetter muss man erst mal haben.
Danach kommt der weitere Abstieg. Zuerst sind noch deutliche
Trittspuren, die verlieren sich aber bald. Ich merke dass ich am Einstieg der Rinne, die wir im Aufstieg benutzten,
vorbei bin. Ich versuch ohne Rinne auf den Gletscher runter zu kommen, muss aber bald feststellen dass das schwerer
ist als ich dachte. Ich steige also wieder auf.
Die anderen haben die Rinne an den Felsen gefunden. Der Franz ist schon unten. Gerti und Annegret
warten bis ich das Seil befestigt habe. (An der Stelle an der der Hüttenwirt heute Morgen gesichert hat)
Nacheinander seilen wir auf den Gletscher ab. Gerti und Annegret steigen weiter ab während ich das Seil abziehe und
aufnehme.
Annegret will mutig sein und versucht vorwärts abzusteigen. Schon beim Umdrehen rutscht sie weg.
Bei der kleinen Rutschpartie passiert nix und wir kommen gegen 15.00 Uhr auf der Hütte an.
Der Fritz sitzt auf dem Balkon. Er erzählt dass er von der Höllerscharte, über den Südostgrat zu dem See
den wir gestern besucht hatten, abgestiegen ist.
Von dort ist er dann runter zur Hütte. Der Fritz ist halt in den Felsen zu Hause.
Abendīs in der Hütte nach dem Abendessen haben wir Mühe, den Franz zu überzeugen morgen nicht auf dem
kürzesten Weg abzusteigen. Wir wollen alle, außer dem Franz, noch in die Klamm absteigen und auf einem
Höhenweg über die Matscher Kuhalm zum Auto absteigen. Der Franz will auf schnellstem Weg nach Glurns.
Das Problem überlasse ich dem Fritz. Der ist ein Überredungskünstler. Es dauert nicht lang
und es ist beschlossen, der Höhenweg wird morgen gemacht. Danach wollen wir noch Glurns besichtigen.
3. Tag: Über Matscher Kuhalm und Glurns heim
Wir wandern, wie am ersten Tag Richtung Klamm los. Nach der Brücke über den Fluß halten wir uns diesmal links.
So steigen wir auf einem schönen Pfad interessant bis zur sogenannten Klamm ab. Die ist zwar nicht besonders
spektakulär aber trotzdem schön anzuschauen.
Danach gehts mit einem Gegenanstieg weiter auf dem Höhenweg.
Wir können einen Adler bei seinen Rundflügen beobachten. Der Fritz und der Franz versuchen ihn zu fotografieren.
Irgendwann wandern wir weiter. Gerti und ich sind voraus. Wir sehen unten unsere Alm, auf die wir wollen. Zum
Teil weglos steigen wir ab unserem Ziel entgegen. Gerade recht zum Mittagessen erreichen wir zwei die
Matscher Kuhalm 2045 m. Wir bestellen Weißwein und eine Brotzeit. Das Wetter ist noch immer optimal.
Der Fritz und der Franz mit Annegret sind noch nicht in Sichtweite. Fotografieren die noch immer den Adler?
Oder andere Sehenswürdigkeiten? Egal, wir lassen es uns gut gehen. Nach etwa einer halben Stunde sind alle da.
Erst nachdem alle ausgiebig gerastet haben steigen wir das letzte Stück zum Auto ab und fahren nach Glurns.
Die kleine Stadt ist einen Besuch wert. Sie war früher ein strategisch wichtiger Punkt. Liegt sie doch
an einem Taleingang der in die Schweiz führt, Richtung Münster (Münstair). Der Franz könnte euch da mehr
darüber erzählen.