Palon de la Mare - Vioz

Erstellt am: 26.12.2018
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Tourentyp:   Hüttentour - Hochtour
Tourenlänge:   4 Tage
Schwierigkeit:     Mittel
Karte:   Tabacco 048
Hütten:   Rif. Dorigoni 2437 m, Rif. Larcher al Chevedale 2608 m, Rif. Mantova al Vioz 3535 m
Gipfel:  Palon de la Mare 3703 m, Monte Vioz 3645 m

Tourenplaner:   Tscharly
Teilnehmer:  Christa, Birgit, Jürgen
Tourentermin:     08. bis 11. September 2018
Besonderheiten:  Hüttenhochtour mit zwei Dreitausender
Ausgeschriebene Tour:   DAV - Sektion Sulzbach-Rosenberg


Tourenbericht



Aufstieg zum Rif. Dorigoni 2437 m

Wir fahren sehr früh weg, bis ins Val di Sole ist es weit, eine abgelegene Region für uns. Wir fahren vorbei an Bozen bis runter zur Ausfahrt Mezzo Corona. Das ist zwar weiter als den Weg über den Mendelpass zu nehmen, laut Routenplaner aber schneller. Doch auch hier zieht es sich noch bis wir in Male im Val di Sole ankommen.

Um 11.00 Uhr parken wir unser Fahrzeug und suchen ein Touristenbüro. Wir wollen mit dem Taxi weiter, rein ins Val di Rabbi. Es ist Samstag und das Büro hat geschlossen. So suchen wir eine Kneipe und lassen die Bedienung anrufen um ein Taxi zu organisieren, die kann besser italienisch als wir. Christa und Jürgen sind derweil zu Fuß unterwegs und erkunden die Busverbindungen.

Das mit dem Taxi wird nix, aber ein Bus geht angeblich. Wir trinken aus und suchen die Bushaltestelle auf. Tatsächlich, nicht lange und ein Bus kommt. Er fährt auch noch rein ins Val di Rabbi, behauptet der Fahrer. Wir fahren mit, bis zur Endhaltestelle in Fonti di Rabbi auf1200 m. Von hier würde noch ein anderer Bus ein kleines Stück weiter ins Tal reingehen, man kann aber auch in 15 Minuten laufen sagt die Ticketverkäuferin. Wir sind ja zum wandern da, also laufen wir lieber, bevor wir 1/2 Stunde auf den Bus warten.

15 Minuten reichen zwar nicht ganz, aber nach 20 Minuten sind wir hinten. Wir steigen gleich weiter auf bis zum Rif. al Fontanini 1380 m. Es ist kurz nach 12.00 Uhr und Zeit für die Mittagspause. Auf der Terrasse ist es auch ausreichend sonnig, also nix wie hin.
Kurz vor 13.00 Uhr sind wir wieder zur Weiterreise bereit. Direkt neben dem Wirtshaus ist eine Bushaltestelle. Hier könnte man noch mal etwa 200 Hm weiter rauffahren, aber jetzt zwischen 12.00 Uhr und 15.00 Uhr fährt kein Bus, stellen wir fest. Auch gut, wir sind ja zum wandern da.

Die Malga Stablasolo 1539 m haben wir bald erreicht, bis hierher hätte man fahren können. Auch diese Alm ist bewirtschaftet, wir können aber nicht schon wieder einkehren, also Augen zu und vorbei. Wir nehmen Weg 106 und steigen auf, stellenweise etwas steil für den Eingehtag. Aber trotzdem ist es ein schöner Aufstiegspfad. Raus aus dem grünen Tal rauf ins karge Hochgebirge. Bei einer kleinen Bank auf 2000 m (mit schöner Aussicht) machen wir noch mal kurz Rast bevor wir die letzten 400 Hm in Angriff nehmen.

Gegen 16.30 Uhr erreichen wir das Rif. Dorigoni 2437 m. Es ist zwar leicht dunstig, das Wetter ist aber noch gut. Östlich von der Hütte steht der Gleck 2975 m, ein Grenzberg zwischen Südtirol und Italien. Über den kann man rüber zur Haselgruber Hütte und dann rein ins Ultental, das ist aber diesmal nicht unsere Richtung. Damals 2008 bei unserer ersten Alpenüberquerung sind wir da rüber.

Die Hütte ist belegt bis auf den letzten Platz, trotzdem ist alles gut organisiert, wir verbringen einen schönen Abend.


Kapelle vor dem Rif. Dorigoni 2437 m





Weiter zum Rif. Larcher al Chevedale 2608 m

Um 8.15 Uhr brechen wir bei bestem Wetter auf. Unser erstes Ziel heute ist die Bocca di Saent sud 3121 m, zwischen der Cima Careser und der Cima Mezzena. Dazu folgen wir erst kurz dem Weg 101 weiter taleinwärts. Da sind wir damals bei unserer Alpenüberquerung hergekommen: über den Passo die Saent, aus dem Martellertal in Südtirol. Heute biegen wir aber bald nach links ab und beginnen unseren Aufstieg. Zuerst gemütlich, doch bald wird es steiler. Ein schöner Weg durch blockige Felsen. Als der Pass sichtbar wird ist es nicht mehr weit. Die Höhe haben wir schon fast, wir müssen nur noch rüber queren in die Bocca di Saent sud 3121 m, die wir um 10.30 Uhr erreichen. Bei bestem Wetter genießen wir die Aussicht.

Unser morgiger Weg ist gut zu sehen.


Rauf in den Col de la Mare 3442 m (rechts gehts weg zum Cevedale). Dann links, der Weiterweg über den Rücken rauf zum Palon de la Mare 3703 m, und wieder runter über den Grat in den Passo Vedretta Rossa 3405 m und wieder rauf bis zum Vioz 3645 m ist gut einsehbar.






Direkt vor uns liegt die Vedretta di Careser, ein flacher Gletscher der schon ziemlich gelitten hat. Früher war er mal größer und der Weg führte direkt drüber weiter zur Larcher Cevedale Hütte. Heute wird das nicht mehr empfohlen. Man soll in Gehrichtung am linken Gletscherrand absteiggen zum Lago del Careser.

Kurz vor 11.00 Uhr beginnen wir mit dem Abstieg über die Vedretta di Careser. Wie gesagt, der Gletscher ist nicht steil und der Schnee ist gut. Wir brauchen keine Steigeisen und auch das Seil sparen wir uns.

Bald sind wir unten aus dem Gletscher raus und wieder auf einem gut markierten Pfad. Der Abstieg zum Lago del Careser 2603 m ist verzwickt und dauert etwas länger als gedacht. Trotzdem, kurz nach 12.00 Uhr sind wir unten auf etwa 2650 m in einem flachen Tal kurz vor dem See. An einem Zulaufbach machen wir eine gemütliche Pause. Wir wollen heute nur noch zur Hütte, sonst ist nichts mehr geplant, also haben wir Zeit. Morgen wird´s eh nicht ganz so gemütlich, denk ich.


Stausee - Lago del Careser 2606 m



Erst um 13.30 Uhr treten wir wieder an, zur Schlußetappe, und erreichen bald den See. Am rechten Ufer entlang umgehen wir den Stausee und treffen auf einen Aufstiegsweg. Unter der Staumauer kann man bis auf fast 2000 m mit dem Auto herauffahren. Heute ist Sonntag, so sind einige Tagesausflügler da. Die sind aber schon wieder talwärts unterwegs, wir steigen weiter auf.

Die Hütte liegt zwar nicht höher als der See, ein böswilliger Rücken versperrt uns aber den Weg. Schlimm ist es aber nicht, bald kommt unser Ziel in Sichtweite. Auch der morgige Aufstiegsweg hinter der Hütte, rauf auf die Moräne und dann über Schliffplatten rauf zum Gletscher wird sichtbar. Das schaut von hier aus nicht gut aus, ziemlich steil und unwegsam, ich bekomme meine Zweifel ob das so geht.

Um 15.15 Uhr erreichen wir das Rif. Larcher al Cevedale 2608 m bei bestem Wetter, wir setzen uns noch auf die Terrasse. Ich geh rein und hol mir ein Bier, der Hüttenwirt ist zufällig da. Normal frag ich ja nicht nach dem Weiterweg, diesmal mach ich eine Ausnahme und frag ob denn der Weg noch gut zu gehen ist. Er hat ein Bild auf seinem Kassenrechner, wo er mir den Routenverlauf zeigt. Der geht unter den Platten durch, wie es aussieht. So wie er redet scheint alles kein Problem zu sein. Dann bin ich ja beruhigt, wird schon klappen, wie immer.

"Der Berg legt sich schon", würde der Adolf sagen, wenn er dabei wäre.

Ich geh also wieder raus und wir trinken gemütlich eine Halbe auf der Terrasse bevor wir dann reingehen und Quartier machen. Dafür dass gestern alle Plätze auf der Hütte belegt waren ist heute nicht viel los. Außer uns vieren übernachten nur noch zwei Bergsteiger auf der Hütte. Das Wochenende ist rum und es geht dem Saisonende entgegen.



Überschreitung - Palon de la Mare 3703 m und Monte Vioz 3645 m

Heute sind wir etwas früher dran, schon um 7.00 Uhr ziehen wir los. Gleich hinter der Hütte müssen wir erst mal kurz zum Fuß der Moräne absteigen. An der entlang bis der steile Aufstiegsweg zum Kamm der Moräne nach links abzweigt. Hier gehts ganz schön rauf, immer im Zick-Zack. Auf dem Kamm angekommen folgen wir ihm weiter bergauf, aber nicht mehr so steil. Bald geht es wieder links weg, leicht ansteigend, Steinmännchen weisen den Weg. Dann macht der Weg noch mal einen Linksschwenk eine Flanke rauf, durch grobes Blockwerk. So müssen wir nicht durch die Schliffplatten durch, wie ich befürchtet hatte.

Elegant windet sich der Weg durch das Gelände und wir erreichen ohne Probleme die ersten Ausläufer der Gletscherzunge. Wir steigen weiter auf. Bevor wir etwas oberhalb von 3000m die Steigeisen anlegen und anseilen, es ist etwa 9.00 Uhr.

Danach geht es in angenehmer Steigung über den gut gehbaren Vedretta de la Mare rauf in den Col de la Mare 3442 m. Um 10.30 Uhr sind wir oben und machen bei gutem Wetter erst mal Pause. Rechts vom Sattel, etwas weiter oben, steht ein Notbivak, das haben wir gestern Abend schon von der Hütte aus gesehen, es war beleuchtet.


Nachdem wir uns ausgeruht haben steigen wir weiter auf. Bis zum Palon ist noch ein gutes Stück zu gehen. Das letzte Stück ist nicht sehr steil und geht einen schönen überwächteten, breiten Grat entlang. Um 12.00 Uhr kommen wir auf dem Palon de la Mare 3703 m an. Hier auf dem schönen Gipfel steht nicht mal ein Gipfelkreuz, nur ein Holzstock markiert den höchsten Punkt. Das Wetter ist prima und wir machen ein Gipfelbild. Die Fernsicht ist aber nicht optimal, Wolken hängen an den noch höheren Gipfeln, so ist der Ortler unsichtbar.

Auf dem Palon de la Mare 3703 m





Lange bleiben wir nicht, wir machen uns an den Abstieg, zuerst weiter im Schnee. Doch bald treffen wir auf den felsigen Abstiegsgrat. Immer schön auf dem Grat bleibend steigen wir auf dem Blockgrat ab, meist maximal Ier Gelände. Aufpassen muss man aber schon. Für die 300Hm Abstieg brauchen wir über eine Stunde. Unten auf dem Gletscher angekommen müssen wir noch unter einer (steinewerfenden) Felswand vorbei, bevor wir um 14.00 Uhr am tiefsten Punkt des Col de la Mare 3442 m ankommen.

Hier machen wir vor unserem letzten Anstieg noch mal eine kleine Pause. Am Gegenhang links vom Palon de la Mare sehen wir verfallene Bretterhütten stehen, Überreste aus dem 1. Weltkrieg von der Ortlerfront. Danach steigen wir den letzten Anstieg hinauf bis wir auf den Grat kommen, der uns letztendlich zum Gipfel des Monte Vioz 3645 m führt. Um 15.15 Uhr stehen wir vier auf dem Gipfel und können runterschauen zu unserer Übernachtungshütte. Geschafft, wir machen ein Gipfelfoto. Eine sehr schöne Tour, wenn das Wetter hält. Wir haben den ganzen Tag keinen Menschen getroffen.

Monte Vioz 3645 m



Der Abstieg zur Mantova al Vioz 3535 m dauert noch etwa 1/4 Stunde, kurz vor 16.00 Uhr sind wir unten und seilen aus. Wir sind die einzigen Übernachtungsgäste. Es ist Saisonende und morgen sperrt die Hütte zu. Abends haben wir noch eine gute Aussicht in die Brenta und auf den Presanella mit Adamello. Auch ins Val Péio kann man runterschauen, da müssen wir morgen runter.

Presanella Nordwand - Monte Caro Alto - Adamello



Abstieg

Der Hüttenwirt hat es uns schon gestern Abend gesagt, "der obere Lift hat Revision". Es hilft aber nichts wir müssen trotzdem absteigen, auch wir müssen mal wieder Heim. Das Wetter ist auch heute prima. Durch die klare Nacht ist aber alles bocksteif gefroren als wir um 8.00 Uhr aufbrechen. In den oberen 300 Höhenmetern liegt Schnee, wir hätten fast Steigeisen anlegen müssen, so harschig ist es. Doch durch jeden Meter den wir weiter runter kommen wir der Schnee weniger. Ein felsiger verwundener, aber sehr interessanter Abstieg. Es kommen noch schöne Aussichtsstellen, rüber in die Brenta und das Adamello, und auch runter ins Péio-Tal.

Tatsächlich, der Lift auf 2300 m läuft nicht, der Wirt hatte Recht. Also laufen wir über die Piste runter bis zur Mittelstation auf 2000 m. Hier trinken wir erst mal was auf der sonnigen Terrasse bevor wir mit der Gondel runterfahren auf Péio Fonte 1400 m. Wir laufen unverzüglich zur Bushaltestelle, stellen aber fest dass gerade erst ein Bus gefahren ist.

Na dann rufen wir eben ein Taxi, wir wollen nicht warten, die Heimfahrt ist noch lange. Alles klappt, in Male angekommen packen wir alles ins Auto, und Jürgen bringt uns wieder sicher nach Hause.


Eine tolle Gegend