Sextener Dolomiten

Erstellt am: 30.09.2010
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Kurzbeschreibung
Tourentyp:   Hüttentour
Tourenlänge:   4 Tage
Schwierigkeit:     Mittel
Karte:   Tobacco 010
Region:   Sextener Dolomiten
Hütten:   Zsigmondihütte 2224 m, Berti Hütte 1950 m, Talschlußhütte 1548 m
Gipfel/Klettersteige:  Sextener Rotwand 2965 m, Alpinisteig, Via Ferrata Zandonella, Via Ferrata Roghel

Tourenplaner:   Tscharly
Teilnehmer:  Christa, Birgit, Gerti
Tourentermin:     28. bis 31. August 2010
Besonderheiten:  Wintereinbruch im Klettersteig Roghel




Tourenbericht





Der "Härteste Kern"

Letztes Jahr waren wir in den Zillertaler Alpen und haben eine Hüttenwanderung bei bestem Wetter gemacht. Da waren wir 13 Personen. Dieses Jahr wollen wir in die Sextener Dolomiten, da sollte Ende August das Wetter noch besser sein.

Ully wolte da schon lange hin. Ich hab die Hütten durchreserviert. Für 7 Personen. Zwei Tage vor unserem Termin informiert mich der Luke dass er keinen Urlaub kriegt, da kann man nix machen. Ully stellt fest dass die Klettersteige zu schwer sind. Der Franz denkt dann ist er zu langsam. So reduziert sich die Manschaft auf den härtesten Kern. Wir treten zu viert den Kampf gegen die unerbittlichen Sextener Dolomiten an.



Anfahrt und Aufstieg zur Zsigmondihütte

Bei der Anfahrt über Brixen durchs Pustertal nach Sexten regnet es noch. Erst kurz vor Sexten wird es besser. Der blaue Himmel kommt langsam zum Vorschein. Wir parken bei der Fischleinboden Hütte 1454 m auf einem kostenpflichtigen Parkplatz. 3 Euro/Tag. Wer sich das sparen will sollte weiter unten parken.

Als wir uns wanderfertig machen ist es trocken, und die Sonne scheint schon manchmal. Wir laufen los Richtung Zsigmondihütte. Doch schon nach einer halben Stunde sind wir bei der Talschlußhütte. Hier können wir nicht vorbei ohne einzukehren. Wir setzen uns auf die Terasse, die Zsigmondihütte muß warten. Erst um kurz vor drei wandern wir weiter. Um 16.15 Uhr ereichen wir die Zsigmondihütte 2224 m bei bestem Wetter. Die meisten Wolken haben sich verzogen. Nachdem wir Quartier gemacht haben nehmen wir trotzdem drinnen Platz, draußen ist es zu kalt.



Wir haben einen schönen Sonnenuntergang der einen guten nächsten Tag verspricht






Alpinisteig - Sextener Rotwand - Berti Hütte

Bei strahlend blauem Himmel brechen wir gegen 8 Uhr fast als letzte Truppe auf.
Eine Karawane zieht vor uns Richtung Alpinisteig.
Eine Gruppe mit über 10 Personen haben wir bald überholt. Das Feld zieht sich bald auseinander. Als wir kurz vor dem Alpinisteig sind, hat sich die Sache schon gut aufgelockert. Wir legen den Gurt an und setzen den Helm auf. Auf dem breiten Band ist zwar ein Drahtseil gespannt, sichern müssen wir hier aber kaum.

Bald kommen wir zu der berühmten Stelle die auf jede Postkarte fotografiert ist. Auch wir machen das Bild mit dem Schattenriss des Felskreuzes aus dem inneren Loch.






Hier quert man auch ein kleines Firnfeld, das zumindest bis jetzt den ganzen Sommer durch existiert. Danach gehts wieder auf dem breiten Band weiter. Bequem erreichen wir zum Schluß auf einem Pfad die Elferscharte. Kurz darauf hat man freie Sicht ins Sextener Tal. Auch zwei der drei Zinnen sind zu sehen. Die dritte versteckt sich noch immer hinter den Beiden.

Der Weiterweg zur Sentinellascharte ist etwas anspruchsvoller, ein Alpiner Klettersteig. Sogar eine kurze Leiter und eine Brücke sind eingebaut. Leitern gibt es aber verschiedene, alte und neue. Bei Schnee und Eis ist hier Vorsicht geboten. Wir haben aber beste Verhältnisse. Für dieses Teilstück brauchen wir etwa eine Stunde.

Um 11.15 Uhr erreichen wir die Sentinellascharte 2717 m. Das ist die Grenze zwischen Südtirol und Italien, hier machen wir Brotzeit.

In der Sentinellascharte






Das Wetter ist prima, erst kurz vor 12.00 Uhr brechen wir wieder auf. Schon nach kurzer Zeit verlassen wir den Abstiegsweg zur Bertihütte nach links. Wir wollen noch die Sextner Rotwand besteigen. Über den Südanstieg, die Via Ferrata Zandonella wollen wir aufsteigen. Dieser Klettersteig ist nicht so leicht wie der vorangegangene. Er ist mit schwer angegeben.

Schon beim Einstieg sieht man den Unterschied. Die meiste Zeit verläuft er relativ senkrecht. Ausgesetzte Passagen sind nicht selten. Auch auf Steinschlag muß man achten.

Ausdauer, Klettergeschick, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit vereinfachen die Sache ungemein.

Etwa 100 Hm unter dem Gipfel trifft man auf eine größere Kriegsstellung aus dem Ersten Weltkrieg. Die findet man hier übrigens öfter. Hat man diese Stelle erreicht sind die Hauptschwierigkeiten im Aufstieg überwunden.




Nach einer kleinen Trinkpause haben wir bald den Gipfel der Sextener Rotwand 2965 m erreicht. Wir haben eine tolle Aussicht. Doch die Mädels wollen diesmal nicht lange bleiben. Auch einen Gipfelschnaps will keine haben. Ihnen graust heute vor dem Abstieg.




Wir wollen den Süd-Ost-Abstieg zur Berti Hütte benutzen. So haben wirs im Internet gelesen. Vorhin bei der Stellung ist uns eine 6er-Truppe Männer entgegen gekommen. Die wollten eigentlich auch den Süd-Ost-Abstieg nehmen. Nach der Sachlagenklärung sind sie aber trotzdem den Südanstieg runter. Ich glaube die meisten laufen hier falsch. Wir bleiben bei unserem Plan und steigen nach Südosten ab. Auch dieser Abstieg ist mit Dtahtseilen versichert und nicht als einfach zu bezeichnen. Doch man steigt nicht ganz so senkrecht ab wie im Zandonella. Außerdem ist der Klettersteig nicht so lang. Schon bald erreichen wir ein breites Schotterkar. Hier darf man sich aber nicht täuschen lassen. Der Klettersteig ist noch nicht zu Ende. Das Schotterkar muß man leicht absteigend queren. Auf der anderen Seite hat man einen drahtseilversicherten Gegenanstieg von etwa 50 Hm bis man ein Band erreicht.
ACHTUNG: Nicht links in die Rinne absteigen, das ist der alte Weg. STEINSCHLAGGEFAHR! - Sondern aufsteigen zum Band


Bilder vom Abstieg



Blick zurück - Links Sentinellascharte, rechts davon die Sextner Rotwand



Hat man das Band erreicht ist der Weiterweg kein Problem. Nach dem Ende der Drahtseilversicherungen steigt man fast ohne Spur im Geröll ab. Weiter unten sollte man sich etwas rechts halten bis man auf den Weg Sentinellascharte - Bertihütte trifft. Um etwa 17.30 Uhr erreichen wir die Berti Hütte 1950 m.


Roghel Klettersteig und Rückzug in die Talschlußhütte

Für heute hatte der Wetterbericht den schlechtesten Tag gemeldet. Als wir aufstehen sehen wir, dass es tatsächlich nachts bis etwa 2300 m runter geschneit hat. Sehen ist gut gesagt. Die Sicht ist nicht gut, es nebelt ganz schön. Wir dehnen das Frühstück etwas aus und hoffen auf Wetterbesserung. Die sechs Männer, die uns gestern auf der Sextener Rotwand begegnent sind warten noch auf einen siebten Kameraden, der vom Tal aufsteigt. Um etwa 8.30 Uhr brechen wir auf. Zwischen dem Nebel lässt sich manchmal der blaue Himmel erkennen und wir sind zuversichtlich dass sich das Wetter bessert. Der siebte Mann der Männertruppe ist inzwischen eingetroffen und auch sie machen sich startklar.

Nach einem kurzen Abstieg gleich bei der Hütte geht es nach einer Bachquerung bald darauf nach rechts oben weg. In Serpentinen geht es bergauf dem Klettersteig entgegen. Beim Einstieg auf etwa 2300 m liegt stellenweise etwas Schnee rum. Der Fels ist aber weitgehend Schneefrei. Es sieht noch immer so aus als ob das Wetter besser werden könnte. Wir machen uns fertig und steigen ein. Kurz hinter uns kommt die Männermanschaft. Auch sie machen sich fertig um einzusteigen.

Wintereinbruch


Es geht ganz gut voran. Doch nach nicht einmal einer halben Stunde setzt plötzlich ein heftiger Graupelschauer ein. Wir klettern trotzdem weiter. Auch die Männertruppe, die inzwischen aufgelaufen ist, ist uns dicht auf den Fersen. Vor einem steilen Aufschwung durch einen Kaminriss überlege ich kurz ob wir nicht lieber abbrechen. Ich steig aber trotzdem rauf. Oben angekommen mache ich Stand. Gerti ist auch schon eingestiegen, kommt aber nicht so richtig weiter. Ich frage ob ich ein Seil runterlassen soll. Gerti sagt ja, das wär nicht schlecht. Seil ist gut gesagt. Ich hab nur etwa 30 Meter 5 mm Reepschnur dabei. Die muss ich aus meinem Rucksack rauskramen ordnen und mit einem Karabiner runterlassen. Inzwischen graupelt es unentwegt weiter. Das beschleunigt die Sache nicht im geringsten. Doch Gerti bekommt schließlich ihr Seil (im Doppelstrang 2x5 mm) und ich sichere sie rauf. Auch Birgit und Christa wollen Seilunterstützung. Als wir alle vier oben sind ist auch der erste der Männergruppe bei uns oben.


Ich versuche in die nächste Etappe einzusteigen. Schon nach 3 Metern drehe ich um. Nach kurzer Beratung beschließen wir abzubrechen. Wir wissen nicht genau wie weit es noch rauf geht und wie sich dass Wetter weiter entwickelt. Mit meiner Reepschnur seilen wir neben dem Klettersteig in eine Mulde ab. So umgehen wir den Aufstiegskamin. Durch unseren Rückzug verunsichert bricht auch die Männertruppe ab. Die waren alle bis auf einen noch unten. So steigen sie vor uns ab. Jetzt hat es aufgehört zu graupeln. Trotzdem, stellenweise liegt hier oben jetz 15 cm Schnee. Wir müssen die Tritte vorsichtig suchen. Den Ausstieg aus dem Klettersteig schaffen wir leichter als gedacht. Beim weiteren Rückzug zur Berti Hütte zeigt sich schon kurz wieder die Sonne. Auf der Hütte angekommen halten wir Kriegsrat. Was tun, sprach Zeus?

Die Touren-Umplanung


Auch die Männertruppe macht einen neuen Plan. Beide Einheiten beschließen nicht hier zu bleiben. Wir wollen zurück zur Talschlußhütte. Da haben wir unsere Tour begonnen. Von da könnten wir morgen zur Dreizinnenhütte aufsteigen, und noch was machen. Wir beschließen über den Sattel neben dem Artaltenkofel zu gehen. Der ist zwar auch 2291 m hoch aber kein Klettersteig und der Aufstieg ist südseitig und sieht einigermaßen machbar aus. Ich hoffe auf der Nordseite einigermaßen runterzukommen. Beim Aufstieg bin ich mir nicht ganz sicher ob ich richtig dran bin. Unser Haupttross macht eine kleine Pause. Ich rausche in etwa 15 min in den Sattel und erkunde die Lage. Im Sattel ist eine alte Kriegsstellung, die hat man schon von unten gesehen. Auf der Nordseite liegt zwar etwas Schnee aber der Abstieg scheint machbar. Ich rufe und winke dem Haupttross. Die Truppe folgt. Jetzt habe ich Pause. Als alle versammelt sind steigen wir gemeinsam, zum Teil drahtseilversichert und mit Schnee, ab.


Auf etwa 1900 m treffen wir auf den Querweg 15a der nach links irgendwie zur Talschlußhütte führt. Schon nach kurzer Zeit meutert die Truppe. Sie wollen mir nicht mehr folgen. Sie steigen ab Richtung Straße und wollen mit Bus oder Taxi zur Talschlußhütte. Ich wandere gemütlich schnell weiter und versuche ihre Abkürzung zu unterbieten. Doch ein paar lästige Höhenmeter Gegenanstieg und die lange Strecke verhindrn meinen Sieg. Erst um 18.20 Uhr komme ich auf der Talschlusshütte an. Fast eine Stunde später als der Haupttross. Ich genehmige mir erst mal ein Bier bevor ich Quartier mache. Kein uninteressanter Tag.

Vorzeitiger Abbruch



Beim Frühstück beschließen wir, heute nicht zur Dreizinnenhütte aufzusteigen. Es hat nachts noch weiter runter geschneit. Also steigen wir nach dem Frühstück ab und beenden unsere Tour. Vieleicht kommen wir ja mal wieder und besuchen auch die "Drei Zinnen". Einige Klettersteige sind auch noch offen.