Karwendel * Toni-Gaugg-Weg

Erstellt am: 25.06.2014
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Tourentyp:   Hütterwanderung
Tourenlänge:   4 Tage
Schwierigkeit:     schwer
Karte:   Kompass-Karte 26
Region:   Karwendelgebirge
Hütten:   Pleisenhütte 1757 m, Karwendelhaus 1771 m, Kastenalm 1220 m, Hallerangerhaus 1768 m
Gipfel:  Birkkarspitze 2749 m

Tourenplaner:   Tscharly
Teilnehmer:  Birgit, Adolf, Rosi, Gerti, Vera, Lukas
Tourentermin:     19. bis 22. Juni 2014
Besonderheiten:  Wilde Wege - Toni-Gaugg-Weg


Tourenbericht



Den Höhenweg von der Pleisenhütte zum Karwendelhaus hab ich schon lange im Kopf. Bisher hat´s aber noch nicht geklappt. Jetzt hat mir Gerti zu Weihnachten noch ein kleines Buch geschenkt "Wilde Wege" heißt das Werk. Hier stoße ich wieder auf den Verbindungsweg der zwei Hütten. Der "Toni-Gaugg-Weg" ist hier gut beschrieben und mit 7 Stunden Gehzeit angegeben. Anderswo hab ich auch schon 8-10 Stunden gelesen. Also reservier ich die zwei Hütten für 6 bis 7 Personen, es wird schon wer mitgehen. Als es los geht sind wir zu viert.

Adolf, Rosi und ich fahren am Donnerstag erst gegen Mittag in Sulzbach-Rosenberg los, Birgit muss Frühschicht arbeiten. Gegen 14.00 Uhr holen wir sie in München ab und reisen weiter ins Karwendel nach Scharnitz 1000 m. Auf dem Parkplatz Karwendeltäler stellen wir unser Auto ab. Kurz vor 16.00 Uhr brechen wir auf. Wir nehmen nicht die Fahrstraße zum Wiesenhof sondern gehen über den Isarsteig, das dauert zwar etwas länger ist aber der schönere Weg. Ab hier wird es dann etwas steiler. Der Schotterweg wird auch von Mountainbikern benutzt, doch je weiter man rauf kommt desto steilere Stellen kommen. Ich glaub nicht alles kann man mehr treten.

Das Wetter bleibt stabil und es fängt nicht zu Regnen an. Die Pleisenhütte 1757 m ist ziemlich voll als wir ankommen. Doch der Gaugg Sigi besorgt uns einen Platz an einem Tisch Niederbayern. Es wird ein gemütlicher Hüttenabend.

Der Gaugg Sigi ist der Hüttenwirt und der Sohn vom Pleisentoni, der hat den "Toni-Gaugg-Weg" erfunden.

2. Tag - Toni Gaugg-Weg

Ob das Wetter heute passt war ungewiss. Doch es ist trocken als wir aufstehen. Kurz vor 8.00 Uhr brechen wir auf. Links an der Hütte vorbei wandern wir zuerst Richtung Pleisenspitze. Bei einem Wegweiser verlassen wir diesen Weg nach rechts. Hier ist alles gut markiert und wir befinden uns auf einem ganz normalen Wanderpfad. So steigen wir weiter auf. Auf etwa 2000 m "Bei der Kochl" muss man schon mal Hand anlegen. Diese Stelle ist aber nicht sehr schwierig und auch nicht lang. Danach geht´s weiter Richtung Breitgrieskarspitze. Hier müssen wir links von ihr aufsteigen in eine Scharte und dann rechts weiter den Gipfel umgehen. Auf 2500 m ist der Wendepunkt der Gipfelumgehung. Von hier sind es nicht mal 100 Hm zum Gipfel, der in Ier Kraxelei zu erreichen ist. Uns ist das Wetter aber zu schlecht, und wir glauben es wird noch schlechter, so wandern wir weiter.

Beim Abstieg ist Vorsicht geboten. Das ist die zweite schwierigere Stelle auf der Tour, und die Felsen sind feucht. Es regnet zwar noch nicht, aber fast. Von hier ist es nicht mehr weit zur Biwakschachtel. Über ein kurzes unschwieriges Gratstück erreichen wir das Biwak bei leichtem Graupelschauer um 11.30 Uhr.

Die Biwakschachtel ist der Aufbau eines alten Rotkreuzwagens ohne Fahrgestell. Schlafen könnten hier etwa 3 Personen, vier wird schon eng.


Biwakschachtel 2388 m nach der Breitgrieskarspitze



Das letzte Teilstück zm Karwendelhaus


Gegen 12.00 Uhr verlassen wir das Sanitätsauto wieder. Es regnet zwar nicht aber es feuchtelt und windet etwas. Wir haben noch etwa 50 Hm Aufstieg und erreichen dann eine kleine Scharte unter der kleinen Seekarspitze. Hier wechseln wir auf die Nordseite. Wir verlassen also das Tal das zum Hallerangerhaus geht und wechseln ins Tal das zum Karwendelhaus führt. Wobei natürlich "Tal" auf 2300 m relativ ist. Auf jeden Fall geht`s erst mal bergab durch das Seekarl, und dann weiter runter ins Marxenkar. Das quert man etwa auf 2000 m. Inzwischen hat es zu regnen angefangen, dafür ist der Wind fast weg.

Nach dem Marxenkar kommt meines Erachtens der schwierigste Teil der Tour. Der Aufstieg zum Brendelsteig ist zwar nur 100 Hm aber sehr steil. Zwar mit (jetzt) guten Seilen versichert, trotzdem nicht ohne. Hier muss man Vorsicht walten lassen.
Auch beim Abstieg über den Brendelsteig ist Vorsicht geboten wenn es regnet wie bei uns. Den Brendelsteig bin ich auch schon trocken gegangen, dann ist er gut zu gehen. Aber heute müssen wir ganz schön aufpassen.


Der Weg zum Karwendelhaus zieht sich noch fast 1,5 Stunden. Auch beim Abstieg über die Lawinenverbauungen über der Hütte müssen wir bei dem Regenwetter noch aufpassen. Gegen 15.00 Uhr erreichen wir ziemlich nass nach 7 Stunden Gesamtzeit das Karwendelhaus 1771 m.

Wir müssen uns erst mal etwas "trockenlegen" bevor wir den Gastraum betreten. Wir versuchen den "Osmotischen Druck" auszugleichen und warten auf unsere Nachhut. Mit dem Essen können wir aber nicht so lange warten. Der Schweinebraten wird sonst kalt.

Die Nachhut - Gerti, Vera und Lukas kommen erst kurz vor 21.00 Uhr an. Auch sie müssen sich erst mal umziehen - wegen Nässe. Danach bekommen sie aber noch Spagetti zu essen.

Der Hüttenwirt verliest noch den Wetterbericht für morgen - trocken und zunehmend sonnig - Passt also. Er wandert danach noch von Tisch zu Tisch um nach den Wanderziel zu fragen. Von unserer Tour über das Schlauchkar rät er wegen zu viel Schnee ab. Passt also

Auch heute ein schöner Hüttenabend, aber "Unterwein".

3. Tag - Schlauchkar - Birkkarspitze - Hallerangerhaus

Heute Nacht hat es aufgehört zu Regnen, so war das auch gemeldet. Als wir gegen 8.00 Uhr aufbrechen ziehen zwar noch ein paar Nebelfetzen rum, aber es sieht so aus als würde sich das Wetter zum Guten wenden.

Gerti steigt mit Vera wieder ab nach Hinterriß und setzt um nach Scharnitz.

Der Lukas bleibt bei uns, er will mal eine kleine Bergtour machen. Gleich über der Hütte ist der Zustieg zum Schlauchkar drahtseilversichert. Wir müssen durch Lawinenverbauungen hochkraxeln. Danach geht´s eher gemächlich dem Schlauchkar entgegen. Doch schon ab auf etwa 2000 m wird es zunehmend steiler. Der Pfad besteht aus Karwendelschotter. Auf etwa 2300 m beginnt der Schnee den der Hüttenwirt angekündigt hat. Zuerst muss ich spuren, der Schnee/Firn passt aber gut. Weich genug um ohne Steigeisen einen guten Tritt zu haben, aber hart genug um nicht zu weit durchzubrechen.

Außerdem überholt uns noch eine Vierertruppe, so brauch ich keine Spurarbeit mehr leisten. Nach gut 2 1/2 Stunden erreichen wir um 10.40 Uhr die Einsattelung 2600 m zwischen den Ödkarspitzen und der Birkkarspitze.


Im Sattel etwa 2600 m



Die letzten Meter zur Birkkarspitze



Das Wetter ist hier oben schon fast gut und wir machen uns ohne Pause auf den Weg zum Gipfel. Die letzten 100 Hm sind Felsgelände, zum Teil drahtseilversicher. Der Lukas hat sich bisher gut geschlagen, auch das schwierigere Gelände bis zum Gipfel ist für ihn kein Problem. Um 11.15 Uhr erreichen wir die Birkkarspitze 2749 m bei passablem Bergwetter. Es ziehen zwar noch ein paar Wolken rum, ansonsten ist es aber sonnig. Die Temperatur passt auch. Man kann runterschauen zum Isarursprung auf 1200 m, da müssen wir dann runter, gute 1500 Hm Abstieg liegen vor uns.

Birkkarspitze 2749 m



Abstieg in die Scharte





Den Gipfel kraxeln wir wieder runter, bis zur Nothütte in der Scharte. Hier machen wir eine kleine Brotzeit. Als wir gegen 12.00 Uhr losgehen sagt Lukas dass eine seiner Sohlen locker ist. Adolf hat zwei Skiklettbänder dabei, damit befestigen wir die lockere Sohle behelfsmäsig, wird schon gehen.

Der Abstieg ist nicht weniger steil als der Aufstieg. Von den oberen 400 Hm ist viel Drahtseilversichert, vor 18 Jahren war das noch nicht so, da ist man großteils in steilen Schuttrinnen abgestiegen. Der Abstieg zieht sich gewaltig hin, hat von oben gar nicht so weit ausgesehen. Aber immer wieder kommt eine neue Steilstufe, teilweise kann mann aber gut im Karwendelschotter abfahren. Das ist zwar zeitsparend, aber nicht unbedingt schuhschonend. Nach 3 Stunden Abstieg erreichen wir um 15.00 Uhr die Kastenalm 1220 m. Hier machen wir ausgiebig Pause, das haben wir uns auch verdient.

Kastenalm 1220 m





Gerti und Vera sind nach ihrem Abstieg nach Hinterriß mit dem Auto nach Scharnitz umgesetzt. Von hier sind sie mit einem Kleinbus bis fast zur Kastenalm gefahren. Sie sind hier eingekehrt und schon weitergewandert, erfahren wir. Sie erreichen gegen 15:50 Uhr das Hallerangerhaus. Trotzdem bleiben wir noch sitzen.

Bevor wir um 16.00 Uhr gehen binden wir dem Lukas seine zweite Sohle auch noch mit einer Reepschnur fest, die ist jetzt auch im Eimer, die Sohle. Das hält aber nicht lange, also läuft er ohne Sohle in 1h 20 min zur Hütte rauf. Noch vor 18.00 Uhr haben wir alle das Hallerangerhaus 1771 m erreicht.

Der Übergang vom Karwendelhaus über die Birkkarspitze zum Hallerangerhaus ist noch immer eine lange und anstrengende Tour, genauso wie vor 18 Jahren.

Wir haben einen schönen Sonnenuntergang auf einer gut bewirtschafteten Hütte. Diesmal "kein Unterwein".

Die Sonne geht unter





4. Tag - Abstieg

Heute frühstücken wir fast als letzte, wir wollen nur noch absteigen. Zuvor müssen wir dem Lukas seine Schuhe noch mal leimen. Die Seite mit dem Adolf seinem Klettband hat gut gehalten, das lassen wir so. Auf der anderen Seite ist die Sohle ganz weg. Wir umwickeln den ganzen Schuh mit Heftpflaster. Doch das hält auch nur 1/2 Stunde. Adolf hat noch Tape dabei, damit versuchen wir es noch mal. Das hält ganz gut. Trotzdem kehren wir auf der Kastenmalm ein und rufen einen Taxibus. Von hier muss man 4 Stunden aus dem Karwendel rausgehen. Mit Sohle schon kein Spass, ohne Sohle unzumutbar.



Sohlenklebung mit Nachbesserung



Noch mal auf der Kastenalm



Birkkarspitze 2749 m von der Isar gesehen



Eine tolle Karwendeltour.

Den Toni Gaugg-Weg wollte ich schon lange mal machen.

Und der Lukas hat mal eine "kleine Bergtour" gesehen:

Zustieg im Regen, steiler Aufstieg mit Schnee, Gipfel, Fels mit Drahtseilversicherung, 1500 m Abstieg, gemütliche Pause auf der Alm, Wandern ohne Sohle.

Für die erste Tour ganz nett.

Weitere Infos zum Toni Gaugg-Weg gibt es   hier