Brenta

Erstellt am: 28.10.2004
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Kurzbeschreibung
Tourentyp:   Hüttentour, Klettersteige
Tourenlänge:   5 Tage
Schwierigkeit:     leicht/mittel
Karte:   Kompass Nr. 073
Region:   Dolomiti di Brenta Italien
Hütten:   Brentei 2182 m; Tucket 2271 m, Alimonta 2580 m; Agostini 2410 m
Gipfel:  Klettersteige

Tourenplaner:   Tscharly
Teilnehmer:  Birgit, Christa, Uli, Franz, Mathias, Gerti, Maximilian, Thomas, Vera (9 Jahre)
Tourentermin:     erste Woche im September 2004
Besonderheiten:  prima Wetter




Tourenbericht

Kurzbeschreibung

1. Tag: Anfahrt nach Madonna di Campiglio bis zum Rif. Valesinella 1513 m, Aufstieg über "Sentiero Violi" zum Rif. dei Brentei 2182 m
2. Tag: Von der Brentei über den "SOSAT" zum Rif. Tuckett 2271 m,dann Richtung Groste, zurück über den "Sentiero Benini" zur Tuckett
3. Tag: Von der Tuckett über den"Bocchette Alte" zum Rif. Alimonta 2580 m
4. Tag: Von der Alimonta über den "Bocchette Centrale" zur Tosa/Pedrotti weiter über den "Sentiero Brentari" zum Rif. Agostini 241 m
5. Tag: Von der Agostini auf dem "Sentiero del Ideale" durch die Bocca di Ambiez runter zum Rif. Brentei, Abstieg zum Rif. Valesinella und heim.



Erster Tag

Anfahrt nach Madonna di Campiglio bis zum Rif. Valesinella 1513 m, Aufstieg über "Sentiero Violi" zum Rif. dei Brentei 2182 m

Eigentlich wollte ich ja in die Civetta. Doch nach unserer anstrengenden Ortlerüberschreitung haben wir jetzt ein leichteres Ziel ausgesucht. Wir sind 10 Personen und ich habe versucht zu reservieren, doch kein Hüttenwirt nahm mehr eine Reservierung an. So versuchen wir ohne Reservierung unser Glück.
In Madonna di Campiglio treffen wir Uli, Franz und Mathias, die waren vorher schon am Gardasee. Wir anderen kommen direkt aus Deutschland. Wir wollen bis zum Rif. Vallesinella 1513 m mit dem Auto fahren. Die Straße ist aber bis 14.00 Uhr gesperrt. So trinken wir erst einen Capuccino bevor wir fahren.
Beim Rif. Valesinella betritt man den Nationalpark Brenta, hier soll es noch freilaufende Braunbären geben. Ein im Umbau befindlicher Weg führt zum Rif. Casinei 1825 m. Hier kann man sich einen von zwei möglichen Wegen aussuchen. Wir entscheiden uns, über den "Sentiero Violi" weiter aufzusteigen. Zuerst steigt der Weg leicht an, dann aber gewinnt er nicht mehr an Höhe. Wir müssen sogar wieder ein Stück absteigen, bevor der Weg erneut ansteigt. So gegen 18.00 Uhr erreichen wir das Rif. dei Brentei 2182 m. Hier steht, wie bei jeder Hütte in der Brenta, eine kleine Kapelle (siehe Bild rechts). Direkt dahinter erblickt man die Bocca di Brenta durch die man muss, wenn man zur Pedrotti-Hütte will.
Doch unser erstes Problem ist nun ein Lager zu bekommen, ich gehe also rein und frage. Als ich sage dass wir 10 Personen sind sagt der Wirt zu mir: "Ich hab dir doch schon am Telefon gesagt das wir voll sind." Letztendlich klappt es aber dann doch und wir bekommen ein super Lager. Auch auf den weiteren Hütten bekommen wir Lager, es ist zwar meist knapp und manchmal müssen wir ganz schön hartnäckig sein, aber es geht. Die Brenta ist im September ein sehr beliebtes Gebiet.


Zweiter Tag

Vonm Rif. Brentei über den "SOSAT" zum Rif. Tuckett 2271 m. Mittagspause. Jetzt Richtung Grostepass, davor rechts abbiegen und zurück über den "Sentiero Benini" zur Tuckett.

"Sentiero SOSAT"



Wir brechen zeitig auf.
Mit Vera, (9 Jahre) unserer kleinsten und jüngsten müssen wir mit etwas längeren Gehzeiten rechnen. So stehen alle pünktlich um 8.00 Uhr vor der Hütte und wir gehen los. Zuerst muss man eine gute halbe Stunde Richtung Rif.Alimonta aufsteigen bevor es nach links zum "SOSAT" geht.
Hier legen wir zum ersten Mal unsere Gurte an. Gleich am Anfang steht eine kleine Leiter. Nun geht die Kraxelei los. Wenn man seine Augen offen hat, kann man hier einige Edelweis entdecken (siehe Bild oberste Reihe), die stehen hier nämlich büschelweise herum.

Auf Bändern und meist kurzen Leitern geht es unschwierig weiter. Heute morgen haben wir die typischen "Brentanebel", die tauchen manches in gespenstisches Licht. Als wir an eine etwas längere Leiter kommen, verschwindet diese nach unten im Nichts. Wie wir später sehen endet sie auf einem Klemmblock den man überqueren muss. Danach führen mehrere kurze Leitern wieder nach oben.

Gegen Mittag erreichen wir das Rif. Tuckett 2271 m. Wir reservieren gleich für heute Nacht. Für den Nachmittag haben wir noch was vor, doch zuerst machen wir Mittagspause.


"Sentiero Alfredo Benini"

Vorbei an der Kapelle der Tucket-Hütte führt der Weg Richtung Grostepass. Man muss dem Weg in leichtem auf und ab etwa eine Stunde folgen, bevor man nach rechts abzweigt und zum Einstieg des Benini aufsteigt (Wegweiser). Der Zustieg erfolgt über plattiges Felsgelände und dauert nochmal fast eine Stunde bis man bei etwa 2600 m den Einstieg des Klettersteiges erreicht.



Hier werden die Gurte wieder angelegt. Doch nach 3 Minute kommen wir um eine Kante und ein breites Band liegt vor uns. Weite Strecken geht es gemütlich auf Bändern leicht weiter, man kann die Aussicht genießen und braucht sich nicht besonders anzustrengen. Dann kommt ein etwas steilerer Abstieg über 100 Hm, der ist aber, wie hier fast alles, ausreichend gut abgesichert. Langsam zieht wieder Nebel auf. Wir müssen etwas aufpassen. Wir wollen über den Sentiero Dallaglacoma zur Tuckett absteigen und nicht über den Gletscher der Bocca del Tuckett. Deshalb müssen wir vor dem im Nebel sichtbar werdenden Turm, dem Castelleto Superiore (2700 m),rechts vobei. Danach kann man sich beim weiteren Abstieg zur Tucket eigentlich nicht mehr verlaufen.

Am Abend in der Hütte trifft Maximilian einen Mathematikstudenten. Maximilian hat sicherheitshalber meine alte Matheformelsammlung, den "Bartsch" dabei. So ist der Abend für ihn gerettet und die beiden führen Fachgespräche.





Dritter Tag

Von der Tuckett über den"Bocchette Alte" zum Rif. Alimonta 2580 m




Von der Hütte weg geht es morgens Richtung Bocca del Tuckett. Zur Scharte müssen wir über ein kleines Gletscherfeld aufsteigen. Für Vera ist das ohne Steigeisen nicht einfach, weil der Schnee ziemlich hart ist. In der Scharte teilt sich der Weg. Der Sentiero Orsi zweigt hier nach Osten ab und führt weiter unten unschwieriger zur Pedrotti Hütte.

Wir legen die Gurte an und steigen zuerst eine senkrechte Leiter hoch. Weitere Leitern und Seilsicherungen folgen. Der Anstieg erfolgt auf dem ehemaligen Normalanstieg zur "Cima Brenta". Am Ende des luftigen "Garibaldi-Bandes", das die Ostwand der Cima Brenta quert, kann man die Cima Brenta besteigen. Dafür sind ca. 1 1/2 Stunden angegeben. Mit 10 Mann und den Kindern beschließen wir den Gipfel nicht zu besteigen. Bald danach führen Leitern zu einer versicherten, steinschlaggefährdeten Firnrinne (siehe Bild links). - Ich habe das Seil auch schon weniger gespannt gesehen. - Danach gelangt man über ein breiteres Band zu einem aussichtsreichen Rastplatz.
Nun über teils jä abfallende, mit Leitern und Seilen versehene Steilstellen zur "Bocca Alta di Masodi" (Obere-Massodi-Scharte) runter. Von hier führt wieder eine ausgesetzte Leiter bis unter den flachen Gipfelaufbau des "Spallone die Massodi". Hier machen wir Rast.

Nach der Querung des flachen Plateaus geht es über mehrere Leitern runter in die "Bocca Bassa di Massodi" zwischen dem "Spallone di Massodi" und der "Cima Molveno". Die Scharte sollte man sich merken. Hier teilen sich die Wege. Rechts geht es steil hinunter zur Brentei Hütte, auch die Alimonta ist über diesen Weg zu erreichen, allerdings nur mit Gegenanstieg.
Wir queren auf einem schmalen Band nach links (rechtes Bild) und steigen nochmals über Leitern auf die Nordschulter der Cima Molveno auf. Von hier können wir unschwer auf den "Sfulminigletscher" wenig oberhalb der Alimonta Hütte 2580 m absteigen.

Hier haben wir die größten Schwierigkeiten ein Quartier zu bekommen, erst als Gerti mit Vera (unserer kleinsten) reingeht bekommen wir ein Lager. Komisch! Wir haben nicht gesehen das jemand ein Notlager hatte oder gar im Gastraum schlafen musste. Auch war nach dem herrlichen Sonnenuntergang genügend Platz im Wirtshaus.


Abendstimmung auf der Alimonta-Hütte



Vierter Tag

Von der Alimonta über den "Bocchette Centrale" zur Tosa/Pedrotti weiter über den "Sentiero Brentari" zum Rif. Agostini 241 m

"Sentiero Centrale delle Bocchette"



Auch heute steigen wir über einen kleinen Gletscher auf. In der "Bocca degli Armi" beginnt der Klettersteig. Kurz bevor wir oben sind rutscht Vera aus und holt sich eine dicke Lippe. Doch über einen Felsvorsprung und mehrere Leitern erreichen wir bald ein schmales sonniges Band. Hier sind auch die Schmerzen schnell vergessen.

Die nun folgende Route quert östlich unter dem "Torre di Brenta" dem "Sfulmini" und dem "Campanile Alto". Am Vormittag liegt die Strecke bis zum "Campanile Basso 2883 m" (Guglia) in der Sonne. Wir haben eine tolle Aussicht, die hat man in der Brenta nicht immer. In der Nähe der Guglia quert man eine kleine Schlucht. Jetzt ist es mit der Sonne vorbei. Der Weg führt nun westlich durch die senkrecht abfallende Wand der "Cima Brenta Alta". Danach erreicht man einen verkümmerten Gletscher, den wir aufsteigen. Wir erreichen die "Bocca di Brenta", die wir schon am ersten Abend von der Brenteihütte aus gesehen haben. Von hier kann man auch schon das Rif. Pedrotti 2491 m sehen, zu dem es nur noch 10 Minuten sind. Hier ist eine Mittagspause geplant, bevor wir unseren Weg fortsetzen.


"Sentiero Livio Brentari"



Nach unserer Mittagspause wollen wir über den "Sentiero Brentari" zur Agostinihütte. Zuerst führt der Weg um die Cima Brenta Bassa herum auf deren Südseite. Vorbei an der Abzweigung des Palmieri-Weges (Normalweg zur Agostini), lassen wir die Cima Margherita rechts liegen. Durch schotteriges Gestein steigen wir auf (hier war vor ein paar Jahren noch ein Firnfeld). Nach rechts führt der Normalweg zur Cima Tosa. Wir steigen jedoch nach links weiter auf. Hier erreicht man ein Plateau auf dem man gut rasten kann. Zur östlichen Kante sind es nur 5 Minuten, von dort hat man eine gute Aussicht, (siehe Bild oben mitte) auch die Guglia ist nochmal gut zu sehen.

Kurz nach dem Plateau beginnt der eigentliche Klettersteig mit einer Hängebrücke (siehe Bild oben). Vorbei an der Punta dell Ideale geht es an Drahtseilversicherungen über zahlreiche Leitern (mehr als 130 Sprossen, die Kinder haben mitgezählt) runter zur Vedretta dŽAmbiez m (Ambiezgletscher). Auf dem Gletscher sollte man sich rechts halten (Fahnen sind gesteckt) um den Gletscherrand zu erreichen. Dann kann man im Fels unschwer die Agostini Hütte erreichen.
Wir steigen jedoch versehentlich mittig im Gletscher ab und müssen deshalb im Gletscher-Schotter-Übergang ganz schön aufpassen, dass wir nicht ausrutschen. Unter dem Geröll ist nämlich überall Blankeis. Trotzdem erreichen wir heil das Rif. Agostini 2410 m.


Fünfter Tag

Von der Agostini auf dem "Sentiero del Ideale" durch die Bocca di Ambiez runter zum Rif. Brentei, Abstieg zum Rif. Valesinella und heim.



Heute ist unser letzter Tag. Wir haben einen langen Rückweg vor uns. Durch die Bocca dŽAmbiez wollen wir vorbei an der Brenteihütte zu unserem Auto absteigen. Der erste Teil bis zum Vedretta dei Camosei (Camosai-Gletscher) entspricht dem "Sentiero dell Ideale" Wir steigen also Richtung Ambiezgletscher auf, auf dem wir gestern abgestiegen sind. Diesmal bleiben wir in Gehrichtung am linken Gletscherrand. So erreichen wir die mit Drahtseilen versicherten Felsen. Und gewinnen an Höhe. Bald queren wir nach rechts in den harschigen Gletscher rein. Wir haben nicht für alle Steigeisen dabei. So versuche ich die vorhandene Spur, so gut es geht, aufzurauhen damit keiner ausrutscht. Das dauert natürlich und wir kommen der Bocca dŽAmbiez nur langsam näher. Kurz vor erreichen der Felsen wird der Gletscher zwar steiler, dafür ist aber die Spur auch besser ausgetreten. Ohne Ausrutscher erreichen wir die sicheren Felsen. Nun geht es steil, aber kurz, die versicherte Scharte hoch. In etwa 10 Minuten haben wir die Bocca dŽAmbiez erreicht. Von hier hat man eine gute Aussicht ins nahe Adamello (siehe Bild oben rechts). Auch der Camoseigletscher, über den wir zur Brentei Hütte absteigen müssen, ist gut einzusehen.

Der Abstieg auf den Camoseigletscher ist steil. Der Gletscher selbst ist zwar nicht sehr steil, aber dafür an manchen Stellen fast blank. Vera bekommt diesmal Grödeln verpasst, auch Gerti und ich haben Steigeisen dabei, die wir nun benutzen. Mit gegenseitiger Hilfe eiern wir runter. Mathias rutscht einmal kurz aus, es passiert ihm aber nichts ernstes. Mit Steigeisen für alle wäre es kein Problem, ohne ist es gefährlicher und man braucht viel mehr Zeit.
Fazit: Für die Brenta sind trotz nur kleiner Gletscher- und Firnfelder Steigeisen nicht überflüssig.
Nachdem wir den Gletscher verlassen haben steigen wir rechts weiter im zum Teil blankpolierten Fels ab, bis die Sicherungen zu Ende sind. Als die Brentei Hütte in Sicht kommt haben wir es aber noch nicht geschafft. Wir müssen einen weiten Bogen schlagen und durch einen Taleinschnitt. Die Brentei Hütte müssen wir uns mit einem steilen Gegenanstieg verdienen. Hier wird noch mal eine Pause gemacht.

Zum Rif. Casinei (1825 m) steigen wir nicht auf unseren Aufstiegsweg ab, sondern wir nehmen den "Sentiero del Brentei". Der ist etwa 1/2 Stunde kürzer als unser Zustieg und hat weniger Gegenanstiege. Nach der Casineihütte veranstalten wir ein kleines Rennen bis wir unten zum Fluss kommen. Hier machen wir eine kleine Waschung und latschen dann in unseren Schlappen zum Auto.