6. Tag - Freitag 22. August

Umhausen 1035 m - Erlanger Hütte 2550 m

Kompass-Karte:    43 Ötztaler Alpen
Übergänge:   Keine
Hütten:   Gehsteigalm 1894 m, Erlanger Hütte 2550 m
Täler:   Keine
Schwierigkeit:     Mittel
Bemerkung:   Steiler Zustieg zur Gehsteigalm
Losgegangen:   8.15 Uhr    Angekommen:   16.00 Uhr  
Gesamtzeit:   7 h 45 min    Gehzeit:   6 h 00 min
Aufstieg:   1600 m  Abstieg:   85 m
Tiefster Punkt:     1000 m  Höchster Punkt:    2550 m

Höhenprofil

Vorspann

Ab heute begehen wir den zentralen Teil der ganzen Alpenüberquerung. Wir wollen auf den Geigenkamm aufsteigen. Um möglichst viel vom Geigenkamm zu gehen, wollen wir über die Gehsteigalm zur Erlanger Hütte aufsteigen.
Hier könnte man die Alpenüberquerung leicht um einen Tag verkürzen. Ein Aufstieg auf die Frischmannhütte oder auch auf die Hauerseehütte wäre von Umhausen aus kein Problem. Auch den heutigen Anstiegstag könnten wir durch Taxieinsatz bis zur Leierstalalm erheblich verkürzen. Wir wollen aber, wie schon gesagt, den ganzen Geigenkamm gehen. Das bedeutet für uns einen kleinen Umweg, den wir gerne in Kauf nehmen. Wir müssen gut eine halbe Stunde nach Norden wandern. Eigentlich liegt unser Ziel ja im Süden, aber das interessiert heute keinen.

Hier eine offizielle Beschreibung des Geigenkamm´s:

Der Geigenkamm-Höhenweg

Der mit der durchgehenden Markierung 911 versehene Höhenweg durch die Berge des Geigenkamms, von Umhausen im Inntal zum Pitztaler Jöchl bzw. zur Braunschweiger Hütte, ist zweifellos eine der schönsten hochalpinen Routen in den österreichischen Zentralalpen. Die gesamte Begehung bleibt allerdings hochalpin sehr erfahrenen Bergsteigern mit vollständiger Gletscherausrüstung und exzellenter Kondition vorbehalten. Man mache sich klar, dass zwischen Umhausen und der Erlanger Hütte mehr als 1500 Höhenmeter im Aufstieg zu überwinden sind. Mindestens einmal muss man in einer Selbstversorgerhütte übernachten, nämlich in der übrigens sehr schönen Hauerseehütte. Wiederholt sind Schneefelder und auch kleine Gletscher zu queren und die Schlussetappe - der berühmte mindestens 10 Stunden erfordernde "Mainzer Höhenweg" der großteils oberhalb der 3000-Meter-Marke verläuft, erfordert immer wieder leichte Kletterei (I - II) und beste Wetterverhältnisse. Die Etappen zwischen der Erlanger Hütte und der Neuen Chemnitzer Hütte stellen etwas geringere Anforderungen, bleiben aber auch erfahrenen und trittsicheren Bergsteigern vorbehalten. Leichtsteigeisen oder Grödeln sind auch für dieses Teilstück empfehlenswert, Pickel und Seil dagegen normalerweise entbehrlich.



Tagesbericht

Schon früh am Morgen führt Giri Sondierungsgespräche mit seinem Rucksack. Seine Claudia hat ihm viel zuviel eingepackt. Nicht nur das "Rei in der Tube". Kniebandagen, Verbandsmaterial, Blasenpflaster, Tabletten jeglicher Art, Jacken, zu viele Unterhosen, fünf Kappen und verschiedenste Utensilien, die ein Bergsteiger wie Giri nicht braucht. Sein Rucksack ist einfach viel zu schwer. Ballast muss abgeworfen werden. Giri richtet ein Paket her. Das kommt ins Auto. Gerti nimmt es dann in fünf Tagen mit nach Hause. Jetzt hat sein Rucksack ein vernünftiges Gewicht. Seine Claudia wird staunen was alles zurückkommt.

Trotzdem können wir schon um 8.15 Uhr losgehen. Doch zuerst müssen wir noch einen Laden finden. Für die bewartete Hauerseehütte übermorgen brauchen wir noch etwas Proviant. Wein hat Gerti zwar mitgebracht, aber durch die ausgedehnte Weinprobe von Giri und Roland auf dem Balkon müssen wir nachkaufen. Außerdem brauchen wir ja auch was zu Essen. Danach brechen wir auf.

Flußabwärts folgen wir der Ötztaler Ache Richtung Norden. Kurz nach der Ortschaft Östen gehts nach links weg. Der Weg führt schnell in steilen Serpentinen nach oben. Ein kleiner Abkürzer durch den Wald bringt Abwechslung. Am Wegrand stehen einige Pfifferlinge und Steinpilze, wir lassen sie stehen und kommen um 11.30 Uhr auf der Gehsteigalm (1894 m) an. Heute ist es wieder sonnig und wir setzen uns vor die Hütte. Der Aufstieg war schweißtreibend, wir müssen was trinken.
Hier ist es fast wie auf dem Steinernen Hüttel im Wetterstein. Das Bier und Radler steht auch hier im Wassertrog und wir bedienen uns selbst. Zum Essen gibts auch was, also sind wir gut versorgt.

Ully kommt mit dem Almwirt ins Gespräch.
Sie reden über den anstehenden Geigenkamm und dessen Gefahren. Ully erzählt dass ihr nicht recht wohl ist bei dem Gedanken über den "Mainzer Höhenweg" zu gehen.
Der Almwirt sagt: "Wenn du dich zu Tode fürchtest bist du auch tot."
Kein dummer Spruch wie ich finde.


Erst nach 13.00 Uhr brechen wir wieder auf um weiter aufzusteigen. Schon nach nicht mal einer halben Stunde passiert mir ein kleiner Verhauer, doch innerhalb von fünf Minuten merken wir unseren Fehler und finden unseren Weg wieder. Später treffen wir auf eine Herde Ziegen mit einem alten Ziegenvater. An den Ziegen vorbei müssen wir nochmal kurz absteigen, bevor der Schlußanstieg zur Erlanger Hütte durch felsiges Gelände ansteht. Um etwa 16.00 Uhr erreichen wir die Erlanger Hütte 2550 m. Wir machen Lager. Es ist relativ eng, eine Geburtstagsgesellschaft ist da. Gerti und ich schnappen uns ein Doppellager. Der Rest unserer Mannschaft hat heute nicht so viel Glück und Platz. Sie liegen eng wie die Sardinen.

Einige von uns besuchen noch den oberhalb der Hütte gelegenen Wettersee. Abends gibt es Steinbock zu essen. Der Almwirt auf der Gehsteigalm hat uns schon davon vorgeschwärmt. Der Hüttenwirt der Erlanger Hütte ist gelernter Koch und versteht was vom Steinbock. Die meisten von uns sind keine Vegetarier und so schlagen wir zu. Ich muss sagen: "ausgezeichnet". Noch besser als der, den ich vor etwa sechs Wochen auf der Chemnitzer Hütte gegessen habe. Abends fängt es an zu regnen, hoffentlich haben wir morgen brauchbares Wetter um unsere Tour fortsetzen zu können. Wir müssen morgen fast auf 3000 m rauf.


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